05 - Bowen

Es wird einsam in Unit 2 ... und ueberhaupt

Am Freitag sind Chrissi und Vera abgereist und ich habe mich noch gefragt, wer wohl ihre Betten belegen wird und mich insgeheim auch schon auf Neuankoemmlinge gefreut.
Aber in der ersten Nacht kam niemand und so waren wir vorerst nur zu sechst in unsere Unit: Emily, Sara, Maki und ich im Sechserzimmer und Jan und Jimni im Doppelzimmer. Oder sollte ich besser sagen zu siebt, denn schliesslich gab es da noch eine junge schwarze Katze, die uns zugelaufen ist.
Am Samstag wollte ich mich von Sonja verabschieden und staunte nicht schlecht, als ich sah, dass in ihrem Zimmer vier Betten frei waren. Sie versicherte mir, das die schon fast seit einer Woche frei waeren und Karolin ab morgen das Zimmer dann ganz fuer sich allein haette. Noch am selben Tag hat das Reefers die Unit 1 geschlossen. In der Unit waren Betten fuer zehn, aber nur noch drei wohnten drinnen. Rebecca (Becca) aus England kam zu uns ins Zimmer und zwei Schwedinnen zu Karo in die Unit 8.
Das Hostel schliesst jetzt nach und nach die Units und sobald die Erntesaison hier vorbei ist, verwandelt sich das Hostel in ein Familienresort.

Am Mittwoch sind dann Jan und Jimni aus unserer Unit, Karo aus Unit 8 und noch andere die ich nicht kenne ausgezogen und Unit 5 wurde geschlossen. Von den 130 Backpackern, die hier mal wohnten sind nur noch ca. 50 uebrig. Emily, Sara, Maki und Rebecca werden am Sonntag den 30. Oktober auch alle ausziehen und ich wuerde hier dann eine Woche alleine wohnen mit Ausnahme von unserer Katze natuerlich. Zu bloed, das ich noch bis zum 7. November arbeiten muss, um meine Visabedingungen zu erfuellen.

Pam von der Rezeption hat mir mitgeteilt, dass am Sonntag die Unit 2 geschlossen wird und ich dann in die Doppelunit 7/8 umziehen muesste. Dort koennen bis zu 28 Leute schlafen, derzeit sind aber nur 13 Betten belegt. Als dann klar war, das die Turner Farm in den naechsten Tagen schliesst und ich mir auch noch einen neuen Job suchen muesste, stand fuer mich fest ich gehe.
Wenn ich eine neue Arbeit und Unterkunft brauche, dann kann ich auch gleich wo anders anfangen. Ich bleibe nicht zuletzt uebrig in der Geisterstadt Bowen.

Mittwoch bis Freitag haben wir auf der Turner Farm geputzt und die gesamte Anlage in Plastik eingewickelt und dann war ich auf einmal arbeitslos. Ich habe direkt nach der Arbeit einen Bus und die Unterkunft in Townsville gebucht und am Samstag war ich auf und davon, sogar noch vor den anderen.

Besuch beim Zahnarzt

Es ist Dienstag, der 25. Oktober. Endlich kann ich meinen Termin wahrnehmen.
An der Strasse steht ein Schild, Doktor sowieso und Zahnarzt Polscheck. Ich waehle den ersten Eingang und bin natuerlich direkt falsch. In der Zahnarztpraxis melde ich mich bei der Sprechstundenhilfe an. Sie zeigt mir dann einen Staender mit Brillen und bittet mich eine auszusuchen. Hmmh, nehme ich die schlichte Schwarze mit den dunklen Glaesser, oder lieber die knallige gelbe mit den roten Glaesser, oder .... Momentmal, ich bin hier doch nicht beim Optiker oder?
Diesmal war ich richtig. In Australien, zumindest in der Praxis in der ich war, bekommt man eine Sonnenbrille auf, weil das Licht direkt ueber dem Zahnarztstuhl so grell ist. Eigentlich eine kluge Idee.

Der Zahn war mehr beschaedigt als ich angenommen hat. Ich hatte wahrscheinlich ein kleines Loch und der Zahn ist dann von innen langsam verrottet, obwohl er von aussen wunderbar aussah. Der Zahnarzt gab mir dann eine Spritze und hat erst einmal das schlechte, verfaulte weggebohrt. Dabei ist dann wieder ein Stueck abgebrochen und als er fertig war gab er mir einen Spiegel in die Hand. Der Zahn weg. Eine kleine weisse Ecke schaute noch raus, grad wie bei einem Baby, welches seine ersten Zaehnchen kriegt.
Dann machte er mich mit den Reparaturmoeglichkeiten vertraut. Das einfachste und billigste waere einfach eine Platte draufzulegen und es dann in Deutschland behandeln zu lassen. Das kam fuer mich aber nicht in Frage. Erste sieht eine Platte bloed aus, zweitens gehe ich davon aus fruehestens im Mai 2007 wieder deutschen Boden zu betreten und drittens zahlt meine Auslandversicherung 100% der Zahnbehandlung (mit Ausnahme der 25 Euro Eigenbeteiligung), waehrend ich in Deutschland mit Sicherheit weitaus mehr berappen muesste.
Zweite Moeglichkeit ist Stifte in den Gummen zu setzen und den Zahn zu rekonstruieren. Ich koennte zwar nicht kraeftig damit zubeissen, aber immerhin normal essen und aussehen tue es auch normal. Ich habe mich fuer diese Moeglichkeit entschieden und musste 302,50$ Vorkasse leisten. Jetzt hoffe ich mal, das meine Versicherung das auch wirklich bezahlt.
Die dritte Moeglichkeit haette mich ganze 1200$ gekostet. Dafuer haette sie die Farbe exakt angepasst, was aber fuer mich nicht so wichtig waere, da der Zahn sowieso weiter hinten liegt und der Zahnarzt haette ein haerteres Material verwendet, damit ich auch normal zubeissen kann. ich war mir aber nicht sich wann die Versicherung zahlt und ob sie ueberhaupt so einen Luxuszahn bezahlt, wenn es billigere alternativen gibt. Naja, ich werde mich mal ueberraschen lassen.

Hippie! Ich arbeite bei Turners

Das ich bei Turners arbeiten wollte, war schon lange klar. Justine die Farmerin und Paula die Supervisorin sind super nett. Wir duerfen bei der Arbeit Radio hoeren, was die Zeit im Flug vergehen laesst.
Emily und Pauline, die schon seit Wochen dort arbeiten, kommen immer etwas spaeter nach Hause, was unterm Strich mehr Geld bedeutet. Ich habe Mike angepfleht wechseln zu koennen, aber ohne Erfolg. Er bestaetigte mir immer wieder das Turner voll besetzt ist und Paula wohl damals einen Fehler gemacht hat, als sie mich an meinem Aushilfstag gleich auf die Angestelltenliste gesetzt hat.

Mike hatte dann Urlaub (fuer einen Monat). Pauline hat ihre drei Monate voll und reist ab. Klasse habe ich mir gedacht, dann kann ich ja ihre Stelle haben. War aber nichts, denn Jumbo, der Mikes Job voruebergehend uebernimmt, hat jemand neues auf die Liste gesetzt. Er hatte die Begruendung, dass er erst Jobs fuer die Neuankommlinge suchen muss, bevor er mich wechseln lassen kann. Das bedeutet im Klartext wohl nie, da immer wieder neue im Hostel ankommen.
Sarah wollte auch lieber drinnen im Shed arbeiten, aber Jumbo lies sie auch nicht wechseln, und hat schon wieder jemand anderen nach Turners geschickt. Als Emily uns dann mitteilte, das bei Turners jemand ihren letzten Tag hat, wenn wir Tauchen sind, ergriff ich meine Chance. Ich schrieb einen Brief an Justine, den Emily uebergeben sollte. Vorerst klang es nicht so gut, denn Justine rief mich nicht an und wollte Emily auch nicht ihre Nummer fuer mich mitgeben. Sie wollte es lieber uebers Reefers laufen lassen. Ich bin dann also gleich zu Jumbo. Er meinte ich koennte Montag anfangen. Montag geht nicht, weil ich zum Zahnarzt wollte, ausserdem hatte ich fuer Dienstag die Tauchtour gebucht und koennte dann unmoeglich mit Emily zusammen tauchen gehen.
Ich hatte mir den Wechsel schon ganz abgeschmickt. Mittwoch frueh um sieben machte ich mich fertig fuer NANE. Ich sass auf der Veranda vor unserer Unit und zog mir gerade die Schuhe an, als Jumbo auf mich zukam. "Moechtest du bei Turner arbeiten?" "Ja,klar" "Gut dann kannst du dich jetzt nochmal hinlegen."
HIPPIE! Ich darf bei Turners arbeiten. Dort, wo die Leute am freudlichsten sind und die Arbeit am leichtesten ist. An meinem neuen ersten Arbeitstag verlief alles wie am Schnuerchen. Paula konnte sich sogar noch an mich erinnern, obwohl ich seit einem Monat nicht mehr da war. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist.

Meine Freude wurde aber bald getruebt, als Paula mir mitteilte, das in ein bis zwei Wochen die Saison vorbei ist und die Farm schliesst. Sie selbst geht danach wieder in ihr Haus nach Adelaide zurueck.
Wo soll ich dann arbeiten? Ich brauch doch noch drei Wochen fuer mein zweites Visum. Ich habe mit Karo darueber gesprochen. Sie arbeitet immer noch bei NANE und wird unseren Supervisorinnen Iris und Meryl einen Luegengeschichte auftischen, von wegen ich haette riesige Zahnschmerzen. Meinen abgebrochen Zahn hatte ich ihnen ja schon am letzten Sonntag praesentiert. Die werden ihr die Geschichte schon abkaufen und ich habe meinen Job gesichert.

Zahnprobleme

Es ist Samstagabend. Ich habe keinen grossen Hunger und schiebe nur ein aufbackbares Knoblauchbaguette in den Ofen. Ich beisse ins knusbrige Baguette und habe das Gefuehl etwas zwischen den Zaehnen zu haben, wie schon unzaehlige Male zuvor in meinem Leben. Mit dem Fingernagel versuche ich die Reste zwischen meinen Zaehne zu entfernen, allerdings ohne Erfolg. Ich gehe ins Bad, schaue in den Spiegel ... SCHOCK. Mir fehlt ein halber Zahn, den ich wohl verschluckt haben muss.

Zum Glueck hatte ich keine Schmerzen. Ich hatte mir vorgenommen am Montag zum Zahnarzt zu gehen und blauaeugig angenommen das Problem liesse sich schnell beheben. Es gibt zwei Zahnaerztpraxen in Bowen.
Ich waehlte die erste Nummer. Die Sprechstundenhilfe vesicherte mir das bis Februar keine Termine mehr frei waeren. Solange wollte ich eigentlich nicht warten und sagte es waere ein Notfall, schliesslich habe ich seit Sonntag nur auf einer Zahnseite essen koennen. Daraufhin wollte sie mich gleich ins Krankenhaus schicken.
Der Anruf beim zweiten Zahnarzt war nicht wesentlich erfolgreicher. Keine Termin bis Ende der Woche, aber sie wollten mich anrufen, wenn jemand unerwarten einen Termin absagt.
Was sollte ich tun? Einfach abwarten, fleissig meine Zaehne nach jedem Essen und Trinken putzen und weiter nichts tun? Ich bin in Richtung Stadt zum Bowen Hospital gelaufen, welches eine eigene Zaqhnstation hat. Das haette ich mir aber auch sparen koennen, denn im Krankenhaus werden nur Australier mit Medicare Karte behandelt.
Mir blieb also nichts anders uebrig als auf einen Anruf zu warten. Den ganzen Montag hat sich niemand bei mir gemeldet. Dienstag war ich tauchen, habe aber auch keinen Anruf bekommen. Mittwoch fing ich dann wieder an zu arbeiten und 10 Minuten vor Arbeitsbeginn hiess es dann: "Heute um 11 Uhr ist ein Termin frei geworden." Den konnte ich aber unmoeglich wahr nehmen (war gerade wieder auf der Turner Farm angefangen), weil ich erstes nicht frei bekam und mich zweitens das Hostel sowieso nicht abgeholt haette. Ich nahm dann den naechsten freien Termin in Anspruch, was Dienstag in einer Woche bedeutete.

Tauchen - SS Yongala

Die SS Yongala, die Tinatic Queenslands ist 1911 im Great Barrier Reef in Kuestennaehe zwischen Ayr und Townsville gesunken. Sie liegt in 15 bis 27 Meter Tiefe auf der Seite und ist heute komplett mit Korallen bewachsen.
Es hiess, dass man bei der SS Yongala in einem Tauchgang mehr sehen kann als bei zehn Tauchgaengen anderswo im Riff. Ich wollte dort unbedingt Tauchen gehen, ebenso wie Emily und Vera aus meiner Unit. Urspruenglich hatte ich mir vorgenommen zu tauchen, wenn ich weiter nach Norden reise, doch dann habe ich erfahren, dass der Tauchveranstalter Dienstags auch Leute aus Airlie Beach und Bowen abholt. Warum also nicht zwischendurch einen Ausflug machen, zudem ich dann auch mit Vera and Emily zusammen auf einem Boot bin. Tauchen werden wir allerdings nicht zusammen, weil beide wesentlich mehr Taucherfahrung haben als ich. Vera ist Resque Diver (Rettungstaucherin) und Emily sogar Dive Master (Tauchmeisterin).
Sobald wir uns auf ein Datum geeinigt hatten, buchten wir die Tour fuer 220$ inklusive Abholung aus Bowen, BBQ und zwei Tauchgaenge.

Der 18. Oktober war unser grosser Tag. Ein Taxi brachte Emily, Vera und mich zur Hauptstrassenabzweigung Richtung Ayr. Da standen wir nun morgens um halb sieben, kein Haus weit und breit und wunderten uns, ob wir wirklich abgeholt werden.
Wir wurden abgeholt und fuhren fast eineinhalb Stunden nach Ayr. Dort waehlten wir unsere Ausruestung aus, fuellten alle noetigen Papiere aus und wurden noch einmal mit den Tauchzeichen vertraut gemacht. Dann fuhren wir im Jeep durchs Gelaende bis zum Strand.
Ein grosses motorisiertes Schlauboot brachte uns in ca. 45 Minuten zum Ausgangspunkt. Sobald das Boot stoppte, spuerte ich den starken Wellengang und mir wurde schlecht. Ich hatte nur einen Gedanken: Flasche auf den Ruecken und runter. Es war eine Qual meine Ausruestung anzulegen, aber sobald ich mich rueckwaerts ins Wasser fallen lies, ging es mir besser. Der Rest meiner Gruppe wartete bereits auf mich und so konnten wir gleich abtauchen.
Es war atemberaubend. Korallen in allenmoeglichen Farben ueberwuchert das Schiff, das kaum noch zu erkennen war. Mantas schwammen ueber uns, eine Riesenmoraene schlaengelte sich durch eine offene Lucke unter uns, Schwaerme von Fischen neben uns. Man wusste gar nicht, wohin man zuerst scheun sollte. Ich haette noch stundenlang tauchen koennen, aber mein Tauchfuehrer brachte mich bald zurueck zum Bug, weil mein Sauerstoff knapp wurde.
Waehrend meine Gruppe eine zweite Runde drehte, machte ich alleine meinen Weg nach oben. Ichfolgte einem Seil, konnte die Oberflaeche aber nicht erreichen, weil mir die Flossen der zweiten Gruppe im Weg waren. Ich bemerkte die Stroemung nicht und dachte mir: Laesst du halt kurz mal das Seil los und schwimmst an ihnen vorbei. Was fuer eine dumme Idee. Ich wurde immer weiter abgetrieben, tauchte schliesslich auf und wedelte mit den Armen, so dass mich das Boot abholte.
Zu meiner Ueberaschung war Vera noch im Boot oder besser gesagt schon wieder, denn ihre Haare waren nass. Sie ist seit zwei Jahren nicht mehr getaucht, hat Panik vor den Wellen bekommen und wurde schliesslich auch von der Stroemung mitgerissen. Na, wenn das sogar einer Rettungstaucherin passiert, brauche ich mich niocht zu schaemen. Meine Blamache kam spaeter, als mir durch das Schaukeln des Bootes erneut schlecht wurde. Ich legte mich ueber den Rand des Bootes und fuetterte die Fische mit meinem Dinner vom Vortag, waehrend alle nacheinander ins Boot kletterten und sich das die Snacks stuerzten. Jemand wollte mich auf eine Schildkroete aufmerksam machen, die aus dem Wasser auftauchte, aber das war mir so egal. Ich wollte nur so schnell wie moeglich zurueck an Land, aber das dauerte noch eine Weile. Alle machten sich fuer ihren zweiten Tauchgang bereit. Ich gab Emily meine Unterwasserkamera mit auf den Weg, um wenigstens ein paar schoene Bilder von diesem Ort zu haben und widmete mich dann wieder der Fischfuetterung.

Als wir durchs Wasser an den Strand wadeten, fuehlte ich mich schlagartig besser. Wir reinigten unser Equitment und freuten uns aufs BBQ.
Einen Preisnachlass habe ich leider nicht bekommen, obwohl ich nur einen 20 minuetigen Tauchgang hatte. Fuer mich also eine teure Angelegenheit. Dennoch wurde ich gerne nochmal bei der SS Yongala tauchen, der Ort ist einfach einmalig. Das naechste Mal nehme ich aber vorher Tabletten gegen Seekrankheit ein, um es wirklich zu geniessen.

SS YONGALA DIVE - 190$ + 30/40$ fuer den Transport

Zurueck bei NANE

Die Arbeit ist die gleiche, keinem war bewusst, dass ich beinahe dauerhaft zu PRICES gewechselt waere, wenn es mir denn Gefallen haette, aber ich habe ploetzlich alles mit anderen Augen gesehen. Es war wie immer, bis auf die Tatsache, dass ich froh bin bei Nane zu arbeiten. Gemeckt wird immer noch, aber ich hoere nicht mehr zu. Kommen sie direkt zu mir, nehme ich die Paprika und werfe sie in die Weiterverarbeitung, was auch immer falsch an der gewesen sein mag. Werde wir zusammen gerufen, nehme ich die Gelegenheit war die Bins (Behaelter, wo die Paprikas aufbewart werden, bis sie aufs Fliessband kommen) zu zaehlen. Fuer einen Bin brauchen wir etwa 2 Minuten. Ich rechne mir dann aus, wie lange wir noch arbeiten muessen.
Ich habe keine Lust andere Farmen auszuprobieren, um festzustellen, dass es mir dann doch nicht gefaellt. Wenn sich allerdings die Gelegenheit ergibt zu TURNERs zu wechseln, werde ich sie war nehmen. Ansonsten bleibe ich bei NANE bis zum bitteren Ende.

Arbeiten im Bohnenshed

Bohnen werden gewoehnlich maschinell geerntet, was bedeutet, dass wir schon frueh anfangen koennen. Punkt 7 Uhr standen Sonja und ich mit den anderen Maedels am Fliessband. Sonja hatte bis gestern auch noch mit mir bei NANE geschuftet und sich das Gemeckere angehoert.
Wir wurden richtig in die Arbeit eingewiesen. Es wurden uns z.B. Bilder von schlechten Bohnen gezeigt, die es galt herauszusortieren. Die Supervisorinnen waren sehr nett und die Arbeit schien einfach zu sein. Was will man mehr? Kontrolliert wird hier nicht wirklich. Nach einer gewissen Zeit werden dann die Plaetze gewechselt, aber im Grunde ist es dann die gleiche Arbeit wie zuvor, es sei denn man steht am Ende des Bandes, wo ich Bohnen in Kartons fallen.
Ich habe die anderen beobachtet, wie sie mit beiden Haenden Bohnen rauspickten. Ich moechte es mal dahingestellt lassen, ob diese wirklich alle schlecht waren. Ich jedenfalls konnte nicht so schnell arbeiten. Da fuhren Dutzende von gruenen Bohnen im schnellem Tempo auf einem gruenen Fliessband an einem vorbei, das einem schwindelig wurde. Zu dem gibt es in diesem Shed keine Klimaanlage, noch nicht einmal Deckenventilatoren wie bei NANE. Es war stickig, und die gewaschenen Bohnen stanken zum Himmel. Mir wurde mit der Zeit richtig uebel.
Dann kam endlich die Mittagspause. Die Kuehlschraenke waren ueberfuellt und liessen sich gar nicht richtig schliessen. Es gab keine Moeglichkeit Essen aufzuwaermen. Okay, ist ja nicht weiter schlimm - auf dem Zuccinifeld hatte ich auch nie warmes Essen. Schlimm fand ich allerdings, dass es keine Moeglichkeit gab sein Trinkwasser aufzufuellen. Ich musste mir meine 2l also gut einteilen. Und das wo mir sowieso so schlecht und schwindelig war.
Nach fast 11 Stunden war der Arbeitstag dann endlich vorbei. Ich fragte Sonja, wie ihr der erste Tag gefallen hat. Sie antwortete: "Ich liebe Paprikas. Warum wollten wir nochmal weg von Nane?" Ich muss zugeben, dass ich mir diese Frage auch schon den ganzen Nachmittag ueberlegt hatte. So unfreundlich waren sie eigentlich nichct mehr zu mir, wenn ich daran denke wie Iris am Sonntag freudig Photos mit meiner Kamera gemacht hat. Meryl (die Hexe) hatte gleich erschrocken gefragt, ob es mein letzter Tag sei, weil irgendwie alle an ihrem letzten Tag Photos machen. Ich hatte "Nein" erwidert, auch wenn ich mir dabei selbst nicht so sicher war. Sie waren aber froh mich am Montag wiederzusehen und behandeln mich irgendwie anderes. Ich gehoere dort nach knapp zwei Wochen schon zu den alten Hasen. Ausserdem stinken Paprikas nicht so wie Bohnen, hoechstens, wenn sie verfault sind. Und bei NANE gibt es auch eine gescheite Kueche. Also warum wollte ich nochmal weg von Nane? Ach ja die Stunden und das Geld. Bei NANE verdiene ich wesentlich weniger als bei PRICES, aber ich arbeite hier ja hauptsaechlich wegen mein Visum und nicht des Geldes wegen.

Als ich mit dem Bus im Hostel ankam, war es bereits dunkel, aber sie waren so nett noch eine Extratour zum Wollies (Woolworths - Supermarkt) zu fahren. Wohl habe ich mich aber nicht gefuehlt, als ich mit meinen dreckigen, stinkenden Klamotten durch die Reihen marschierte.
Zurueck im Hostel lief ich dann Mike entgegen und berichtete ihm von meinem ueblen Tag bei PRICES. (Im warsten Sinne des Wortes). Zum Glueck konnte ich wieder zurueck wechseln. Manchmal muss man halt erst die Hoelle erleben, um zu wissen, dass man eigentlich im Himmel war, aber das ist meine subjektive Meinung. Viele sind bei PRICES sehr zufrieden und koennen nicht nachvollziehen, warum ich zurueck nach NANE wollte.

Mein Versuch den Job zu wechseln.

Am 26. September staunte ich nicht schlecht, als es hiess: Wir sehen uns Donnertags um 8Uhr. Welcher Tag war nochmal heute. Da wir auch am Wochenende arbeiten kann man da schon mal durcheinander kommen. Es war erst Montag und dass bedeutete zwei Tage ohne Arbeit und sogleich ohne Geld. Wenn das so weiter geht, verdiene ich am Ende der Woche gerade mal soviel um meine Miete, meinen Transport zur Arbeit und mein Essen zu bezahlen. Aber wovon soll ich meine zukuenftigen Touren bezahlen?
Ich bin dann gleich nach der Arbeit zu Mike ins Buero marschiert und habe gefragt, ob ich nicht jetzt zur TURNER Farm wechseln kann oder zumindest die zwei Tage dort wieder arbeiten koennte. Wechseln kann ich, sogar sofort, allerdings nicht zu TURNERS, sondern zu PRICES. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Natuerlich bringt die Arbeit bei PRICES mehr Geld, besonders weil sie Ueberstunden doppelt vergueten, aber habe ich wirklich Lust 10 Stunden taeglich Bohnen zu sortieren. Die Guten hier, die Schlechten dort. Heisse ich etwa Aschenputtel? Abends werde ich total erschoepft heimkommen und kann meine Freizeit kaum noch geniessen. Meine freien Tage muesste ich dann zum Einkaufen und Waesche waschen nutzen - na super. Ausserdem habe ich gehoert, dass es im Bohnenshed keine Klimaanlage gibt.
Mike bemerkte meine Zweifel und meinte grob, entweder PRICES oder NANES entscheide dich, aber glaub nicht, dass du noch einmal die Chance hast zu wechseln.

Ich hasse es wie Mike einen herumkommandiert. Seine Aufgabe ist es einen Job zu vermitteln und uns nicht herum zu schicken, wie es ihm passt. Ich mein, als ich an dem Samstag bei TURNERS gearbeitet habe, hatte ich ja auch keine Wahl. Ich habe mich schliesslich entschieden zu PRICES zu wechseln, auch wenn ich kein sehr gutes Gefuehl dabei hatte. Unfreundlicher als bei NANE koennen sie aber gar nicht sein. Ausserdem kann ich dann morgens gemeinsam mit Chrissy fruehstuecken. Dennoch habe ich mich bei so ziemlich jeden ueber Mike ausgelassen, auch wenn ich mich im Allgemeinen nicht zu den Laestertanten zaehle. Irgendjemand hat es dann Mike gesteckt, sonst haette er sich am Abend wohl kaum bei mir entschuldigt. Mike kam in unsere Unit und versicherte mir, dass bei TURNERS wirklich kein Platz frei ist. Geglaubt habe ich es aber erst, als Emily es mir bestaetigt hat, die schon seit ueber Wochen dort arbeitet. Mike hat mich dann nochmal im ruhigen Ton gefragt, ob ich wechseln moechte. Ich fand es schwer mich fuer etwas zu entscheiden, was ich nicht kenne. Ich sagte, ich wuerde es gerne probieren. Vera bettelte foermlich zu PRICES zu wechseln, aber sie bekam ihre Chance nicht. Nach NANE kann er leicht andere Maedels schicken, aber HOODS (wo Vera arbeitet) hat nicht angefragt.
Desweiteren habe ich erfahren, dass Mike bald einen Monat frei hat. Deswegen meinte er wohl auch, das dies meine letzte Chance waere zu wechseln.
Ab morgen (27.9) arbeite ich dann also auf der PRICES Farm und sortiere Bohnen.

Freier Tag?

Samstags muss auf der NANE Farm gewoehnlich niemand arbeiten. An diesem Tag wollten Karo, die bei mir im Shed arbeitet und ich an den Strand gehen. Chris, der die Paprikas pickt und Emily aus meiner Unit wollten ebenfalls in die Horseshoe Bay um zu snorcheln. Soweit unsere Plaene, aber meistens kommt ja alles anders als man denkt. ...

Emily schlief noch tief und fest. Ich lag auf meinem Bett und las als es Samstag frueh an unsere Tuer klopfte. Hereinspaziert kam Mike. Er laechelte mich kurz an und sagte: Raus aus dem Bett, du arbeitest heute mit Emily bei TURNERS. Dann wandte er sich Emily zu und weckte sie durch sanftes Streicheln am Arm. Dabei fluesterte er: "Emily aufstehen. Die TURNER Farm rief an. Sie sind im Stress und brauchen dich und zwei weitere Maedels. Wen kann ich noch fragen?" Emily riss ihre Augen auf und ihr erster Gedanke war garantiert: Was macht Mike vor meinem Bett?
Okay, uns blieben knapp 15 Minuten, um uns zu waschen, zu fruehstuecken, unser Lunch herzurichten und einzupacken, uns anzuziehen, den Abwasch zu erledigen (Es kostet uns 2$ Gebuehr, wenn die Kueche nicht sauber ist, wenn die Putzfrauen am Morgen kommen) und die Zaehne zu putzen. Kurze Zeit spaeter stand Mike dann wieder in unserer Unit. Emily kam gerade aus der Dusche und meinte: "Wir haben noch 5 Minuten." "Vier", verbesserte sie Mike. Als ob wir Schuld an dem Stress waeren. Ich putzte mir noch schnell meine Zaehne, machte den Abwasch und als ich gerade draussen meine Schuhe anzog, hoerte ich Mike auch schon durch das Megaphone rufen. Ueber die gesamte Hostelanlage hoerte man den Satz: "Emily und Stefanie bewegt eure Aersche in Richtung Rezeption, der Bus faehrt ab." Kann es etwas peinlicheres geben?

Um 8.30 Uhr waren wir dann im Tomatenshed und mussten Paprikas sortieren und verpacken. Emily und Pauline aus meiner Unit arbeiten hier schon seit Wochen. Es ist alles sehr viel modern und daher auch einfacher. Statt wirklich Tomaten zu verpacken haben wir mehr oder weniger nur Kartons beschriftet und ausgetauscht, waehrend ein Computer die Sortierung uebernahm. Nur die schlechten Tomaten muessen wir von Hand rauspicken. Dabei fing bei mir auch schon wieder ein wenig der Ruecken an zu schmerzen, allerdings nicht zu vergleichen mit dem Schmerz beim Zuccini picken. Wir arbeiteten ueber acht Stunden, aber die Zeit ist echt im Flug vergangen. Vielleicht lag es daran, das wir die Lieder im Radio mitgesummt haben oder daran, dass wir nach jeder kleinen Pause die Position wechselten oder einfach daran, das alles neu war fuer mich.
Besonders gut gefaellt mir hier, dass alle sehr nett sind, dass wir bei der Arbeit Musik hoeren duerfen, dass in den Pausen Englisch und nicht nur Deutsch gesprochen wird und ich morgens gemeinsam mit Pauline und Emily fruehstuecken koennte. Ausserdem wuerde ich hier in der Woche mehr Geld verdienen, obwohl der Stundenlohn gleich waere. Es werden einfach mehr Stunden gearbeitet.

Zurueck im Hostel habe ich dann Mike gefragt, ob ich nicht komplett zur TURNER Farm wechseln koennte, wo doch die Supervisorin mit mir bereits die Urlaubstage abgesprochen hat. Ich muesste halt nur mindestens einen Tag noch zur NANE Farm, um mir das Formular fuer mein zweites Visum ausfuellen zu lassen. Mike wollte sehen, was er tun kann. Als ich abends nachfragte, meinte er aber nur bei NANE waeren sie zufrieden mit mir und bei TURNER waeren im Moment keine dauerhaften Jobs frei. Ist ja schoen, dass sie bei NANE mit meiner Arbeit zufrieden sind, ... ich aber nicht mit denen.

Meine Unit

Ich wohne in Unit 2, der beliebtesten Unit im Hostel. Es ist eine von insgesamt acht Units (Wohneinheiten) und einem separten Haus. Pro Unit teilt man sich zu acht (wie in unserer Unit)bis zu achtundzwanzigst ein Bad, eine Kueche und einen Wohn- und Essbereich.
In meinem Zimmer sind wir zu sechst. Da wohnen momentan Pauline aus Irland, Emily aus England, Maki aus Japan, ihre Freundin Sara aus Deutschland, Christine (Chrissy) aus Deutschland und meine Wenigkeit. Das Doppelzimmer teilen sich Allen und Niamh aus England, mit denen ich aber weniger in Kontakt bin. Ausserdem gibt es da noch unsere Dauergaeste, die gerade mal zum Schlafen und Duschen in ihre eigene Unit gehen. Kein Wunder, wo es bei uns doch am ruhigsten und am saubersten ist und hier die nettesten Wohnen. Vera ist die Freundin von Chrissy und kann es gar nicht abwarten, dass endlich ein Bett frei wird. Christopher (Chris) ist ein Bekannter von Emily und der Hahn unsere Maedchen-WG. Zusammen haben wir viel Spass und ich liebe jede kleine Party, wo wir zu acht zusammen kochen und essen. Meist gibt es dafuer sogar einen Anlass, wie Ruth Abschiedsparty (Asiatische Nacht - Es gab Chickencurry und Ice-cream), Chris 32. Geburtstag (Englische Nacht - Es gab ein Barbeque mit English Kartoffelbrei und Tonnenweise Chips), Pauline's 30. Geburtstag (Japanische Nacht - Es gab Sushi, welches wir selbst zubereitet haben), Vera's 22. Geburtstag (Italinische Nacht - Es gab Pizza und Pasta und wiedermal Eis und Chips), Paulines bevorstehender Abschied (Franzoesische Nacht - Es gab Kaese, Cracker und Wein), aber einmal haben wir auch spontan am Strand gefeiert.
An einem Freitag hat das Hostel ein grosses BBQ (Grillabend) organisiert. Jede Unit musste Salat oder etwas anderes beisteuern und das Hostel hat das Fleisch bezahlt. Es war ganz nett, aber ich bevorzuge doch unsere "Partys" im kleinen Kreis. Ich habe mich dann recht bald zurueckgezogen und in unsere Unit verkrochen. Nach und nach sind mir dann Pauline, Chris, Emily und Chrissy gefolgt und wir haben unsere eigene kleine Feier fernab vom Trubel gehabt.

Es ist schoen so viele nette Leute um einen herum zu haben. Wir arbeiten alle auf verschiedenen Farmen, was den Vorteil hat, dass jeder etwas anderes heimbringt. Ich und Chris sind fuer die Paprika zustaendig, Emily, Pauline, Maki und Sara liefern die Tomaten, Vera bringt Mais heim und Chrissy die Bohnen. Bei den anderen Units gehen wir dann auch schon mal Melonen erbetteln.
Ich werde jeden von ihnen vermissen, wenn sie nacheinander weiterreisen.

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