05 - Bowen

Arbeiten im Paprikashed

Arbeitsbeginn am ersten Tag war um 9 Uhr, am zweiten Tag sogar erst um 10 Uhr. Das kam mir sehr spaet vor, wo ich es doch gewoehnt war um 9.30 Uhr meine Fruehstueckspause auf dem Zuccinifeld zu geniesen. Na ja, ist halt so. Wir koennen ja schlecht etwas verpacken, was noch nicht geerntet wurde.
Nach einer morgendlichen Ansprache, wobei uns mitgeteilt wurde: "Wer zu langsam arbeitet und jede Frucht zweimal umdreht wird gefeuert" ; ging jeder an seinen Arbeitsplatz. Ich suchte mir eine Position am Fliessband und beobachtete, wie andere Kartons beschrifteten und Nummern in eine Ecke kritzelten. Ich bat das Maedel vor mir um eine kurze Einweisung. Also es gibt vier Kartons. Ein Karton wird nicht beschriften und mit Paprikas gefuellt, die teilweise gruen sind. In die drei anderen Kartons soll ich rote Paprikas nach Groessen sortiert verpacken und dementsprechend beschriften. Also red/large fuer grosse rote Paprikas. Und wofuer ist bitteschoen die Nummer? Ich dachte wir werden hier per Stunde bezahlt. "Werde wir auch. Die Nummer ist dafuer gedacht, das die Superviserin (Aufseherin) uns aufmerksam machen kann, wenn wir etwas falsches eingepackt haben." Es war nett ausgedrueckt, aber ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten wuerde.
Ich war Nummer 65. Irgendwie habe ich das ganze aber nicht auf die Reihe bekommen. Einmal waren die Paprikas im mittleren Karton zu gross und dann auf einmal wieder zu klein. Staendig hatte die Superviserin was zu meckern. Einmal sagte sie mir eine dunkelgruene Paprika wuerde noch rot werde und dann fragt sie mich wieder warum ich die farbigen nicht zu den farbige packe. Kein Wunder, das keiner ihren Namen kennt, sondern sie mit "the witch" (die Hexe) betitelt. Sie sieht nicht nur so aus, sondern benimmt sich auch so. Schliesslich sollte ich die Position wechseln und stand nun weiter vorne am Fliessband.
Von jetzt an hatte ich nur noch einen Karton vor mir und sollte alle grossen roten Paprikas raussuchen. Um sicher zu gehen, dass ich mich nicht wieder in der Groesse vertue, suchte ich mir nur die allergroessten Paprika raus. Dann kam auf einmal "der Alte" vorbei. Er scheint hier der Senior Chef zu sein und ihm geht irgendwie alles nicht schnell genug. Zudem ist er schlecht zu verstehen, weil er mit italinischen Akzent redet und sein Gesicht nicht bei reden nicht mir zuwendet, sondern den Paprikas. Ich habe also schnell eingepackt. Dann hoerte ich ploetzlich Iris, die andere Supervisorin rufen: "Nummer 65". Oh Gott dachte ich mir, was habe ich den jetzt schon wieder falsch gemacht? Sie zeigte auf ihren Computerbildschirm und bat mich vorzulesen. Auf deutsch uebersetzt stand da etwa folgendes: Nummer 65, Jennifer Bartels hat 20% schlechte Paprikas verpackt. (10% erlaubt). Ich erklaerte ihr dass ich zwar Nummer 65 bin, aber nicht Jennifer heisse. Sie hat wohl versehentlich zwei Maedels den gleichen Namen gegeben. Puh, noch einmal Schwein gehabt. Ich war mir sicher ich werde noch am gleichen Tag gefeuert, aber statt dessen bleibt es bei einer Verwarnung: Wenn es nicht besser wird, hast du morgen keinen Job mehr.
Von jetzt an war ich Nummer 50. Ich fragte mich wann ist eine Paprika noch gut genung um verpackt zu werden, und wann nicht mehr. Gottseidank stand ich vorne am schnellen Fliessband und traf nur eine Vorauswahl. Ueberall, wo ich mir unsicher war, legte ich einfach zurueck aufs Band. Sollen doch die anderen die Entscheidung treffen, die weiter hinten in der Reihe stehen und schon laenger hier arbeiten.

Am zweiten Tag suchte ich mir wieder meine alte Position vorne am Fliessband. Schon bald hoerte ich wieder die Hexe mit kraetzender Stimme rufen: Wo ist Nummer 50? Sie hatte mal wieder etwas auszusetzen und ich fragte mich warum ich ueberhaupt etwas einpacke, wenn sie am Ende doch wieder jede Paprika aus meinen Karton holen und unter die Lupe nehmen. Am Schluss hiess es dann wieder: "Gib dir Muehe, wenn du morgen wieder kommen willst." Als ob ich mit Absicht alles falschen machen wuerde. Ich bekam dann eine neue Aufgabe und sollte zweite Wahl verpacken. Alles was zuvor aussortiert wurde, sollte ich nun in Kisten werfen. Nichts leichter als das.

Nach drei Tagensagen Sie gar nichts mehr zu mir, allerdings nicht weil ich besser geworden bin, sondern weil sie eingesehen haben, dass es keinen Sinn hat. Wenn ich zu schlecht bin, machen sie es einfacher fuer mich. Und rumgehackt wird jetzt auf den Neuen. Und jedesmal wenn ich eine Nummer hoere, habe ich Mitleid mit demjenigen.
Bis auf die Tatsache, dass ich nachts vermehrt Wadenkraempfe bekomme, habe ich keine koerperlichen Beschwerden. Spass habe ich aber dennoch nicht, weil man es keinem Recht machen kann, jeder etwas anderes sagt und es nur Gemecker gibt. am letzten Freitag (ganz recht, nach einer Woche arbeite ich immer noch dort) gab es schon in den ersten einanhalb Stunden zwei Gruppenanschisse. Da wird dann einmal laut in die Thrillerpfeife geblasen, die Maschinen gestoppt und alle muessen sich vor den Superviserinnen versammeln. Besser wird dadurch aber keiner, sondern nur unsicherer.

Wenn sich mir eine Moeglichkeit bietet den Job zu wechseln, werde ich sie nutzen.

Warten auf einen Job

Reefers, das Hostel in Bowen ist sehr schoen und auch die Leute mit denen ich mir eine Unit (ein Art Ferienwohnung) teile sind sehr nett. In die Stadt faehrt taeglich ein Bus und der Strand ist auch nicht weit. In sofern laesst es sich hier gut aushalten, selbst wenn man keine Arbeit hat.
Mike vermittlet Jobs auf etwa zehn verschiedenen Farmen in der Umgebung, was meine Hoffnung natuerlich steigen liess. Gleich bei meiner Ankunft am Mittwochnachmittag versprach mir Mike Arbeit fuer Donnerstag Tomatenshed (shed = Verpackungshalle), weil er gerade eine Anfrage fuer zwei neue Arbeiter/in per Fax bekommen hatte. Daraus wurde dann aber doch nichts, weil es andere gab, die schon laenger auf einen Job gewarten hatten. Mittwochabend meinte er dann ich koenne auf der Dondelta Farm Gurken verpacken, allerdings haette dort morgen alle frei und ich muesste bis Freitag warten. Mir war es ganz recht. Ich hatte ja immerhin einen tierischen Sonnenbrand an Beinen, Bauch und Schultern, so dass ich nur schwer sitzen konnte.
Am Donnertag gegen 19 Uhr riet Mike mir dann besser bis Samstag zu warten, weil ich dann auf der Prices Farm Bohnen sortieren koenne. Ich haette zwar sehr lange Tage, manchmal bis neun oder zehn Uhr abends, aber die Farm wuerde Ueberstunden doppelt vergueten, so dass ich dort richtig Kohle machen koennte. Ich war zwar etwas enttauescht, aber wenn sich nichts anderes finden liess. Am Donnertagabend gegen 20.30 Uhr klopfte es dann auf einmal an unserer Tuer. Es war Mike, der verbluefft fragte, ob ich den Arbeitsplan nicht gelesen haette. Urploetzlich sollte ich nun am Freitag arbeiten und muesste noch schnell einige Papiere ausfuellen.
Heute, am Freitag hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag auf der Nane Farm und verpacke Paprika. Werde jetzt mal abwarten ob und wo ich morgen arbeiten werde. Hier gibt es anscheinend staendig Aenderungen.

Mein kleines Abenteuer bei der Ankunft in Bowen

Ich hatte gehoert, dass es in Bowen Arbeit auf Farmen geben soll, u.a. auch beim Verpacken in klimatisierten Hallen. Im Internet habe ich nach Hostels gesucht, die diese Arbeit vermitteln und sowohl das Reefers wie auch das Bowen Backerpackers per Email angeschrieben. Die Resonanz war positiv, allerdings habe ich in Hostelbewertungen auch gelesen, dass alle Hostels meinen sie haetten Arbeit und man die Miete dann erst einmal im Vorraus bezahlen muesste. Letztendlich koennte es aber sein, das man noch gut 1-2 Wochen auf einen Job warten muss.
Zur Sicherheit habe ich dann bei der Harvesting-Hotline angerufen, die mich mit Best Employment in Bowen verbunden haben. Dort sagte man mir, das die beiden genannten Hostels zwar bald wieder Arbeit haben, ganz sicher wuerde aber das Palace Hotel Arbeiter brauchen. Also rief ich im Palace Hotel an, die mich gleich fuer Donnerstag auf die Liste setzten. Auf meine Frage, ob sie mich von der Greyhound Busstation abholen koennten meinten sie nur, das Hotel waere genau gegenueber auf der Hauptstrasse und ich koennte es nicht verpassen. Sicherhalthalber lies ich mir noch einmal die Adresse geben (31 Main Street) und buchte dann meinen Bus.
Ines Meiler, bei der ich waehrend meines Segeltoerns mein Gepaeck zwischengelagert hatte, brachte mich am 14. September zur Bushaltestelle. Da der Bus Verspaetung hatte blieb noch genuegend Zeit zum Quatschen. Ich erzaehlte ihr von meinen Arbeitsplaenen usw. Ines war etwas verwundert. Sie hatte vom Palace Hotel noch nichts gehoert und meinte es wuerde sehr wohl mehr als nur eine Hauptstrasse geben. Na ja, wird schon gut gehen.
Als ich in Bowen ankam konnte ich das Hotel nicht entdecken. Ich fuehlte mich ziemlich verloren. Gluecklicherweise habe ich auf der Parkbank einen Bekannten aus Bundaberg wiedergetroffen. Er hatte eine Infobroschuere von Bowen die ich gleich studierte. Auf der Strassenkarte konnte ich allerdings keine Main Street entdecken und bei den Unterkunftsmoeglichkeiten war auch kein Palace Hotel angegeben. Merkwuerdig. Tja, da stand ich nun mit meinen Gepaeck dessen Riemen und Schnallen schmerzten, weil ich am ganzen Koerper einen Sonnenbrand hatte, und wusste nicht wohin. No worries, wuerde ein Australier in so einem Fall sagen.
Netterweise hat Kyungho, mein Bekannter mein Gepaeck bewacht und ich habe mich ein wenig umgesehen. Das Buero von Best Employment hatte bereits geschlossen. Nebenan war ein kleiner Laden, in dem Arbeitskleidung verkauft wird. Die Infobroschueren lagen dort auch aus und so fragte ich dort mal nach. Ich Herren hinter der Theke sahen sich an und schmunzelten. Das Palace Hotel ist nicht in Bowen, sondern in Prosepine, suedlich von Airlie Beach. Da bin ich also in die falsche Richtung gefahren. Haette man mir das denn nicht eher sagen koennen? Wenn ich bei der Jobvermittlung in Bowen anrufe gehe ich doch automatisch davon aus, das die Arbeit auch in Bowen ist. Fragte sich nun wo ich die Nacht verbringe.
Bill, der im Laden arbeitet bat mir dann an mir die Hostels in der Gegend zu zeigen, ich muesste nur eine halbe Stunde warten, bis er Feierabend haette. Daraufhin fiel ihm sein Kollege ins Wort: "Das Maedel ist in Not, helf ihr doch gleich, ich halte hier schon die Stellung." Gesagt getan und wenig spaeter sass ich mit Bill im Auto auf den Weg zum Reefers Hostel. Somit hatte ich gleich ein kostenloses Taxi.
Das Reefers sah sehr einladend aus, sie hatten ein Bett frei und Mike von der Jobvermittlung meinte sogar, dass sie Arbeit fuer mich haetten. Ich checkte also ein und werde hier erst mal eine Weile bleiben.

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