09 - Mildura

Mildura - Alternativjob

Mildura liegt direkt am Murray River der Grenze zwischen Victoria und New South Wales. Zu meiner Enttaeuschung musste ich aber feststellen, dass die Dampfer auf dem Fluss nur noch Roundtouren fahren aber nie in anderen Orten anlegen. Moechte man z.B. nach Swan Hill shippern, muss man sich selbst ein Hausboot mieten. Was also tun in dieser Gegend, wenn man zu dem kein Auto hat? Eine Tour mit einem Heissluftballon? Nein, viel zu teuer. Eine Tour durch die Weinyards? Wohl kaum.
Ich wollte mal wieder zur Buecherei marschieren, wo mir auf einem eingefallen ist, dass ich an meinem ersten Tag in Mildura dort Larry kennengelernt hatte, der mir einen Putzjob angeboten hatte. Da ich gleich an naechsten Tag Arbeit hatte, habe ich lange nicht mehr darueber nachgedacht, aber irgendwo musste ich seine Nummer doch noch haben. Ich habe ihn dann gleich mal angerufen und er meinte er wuerde gleich vorbei kommen, als ich sagte ich haette sofort Zeit. Es hat dann aber fast zwei Stunden gedauert, bis er da war.

Larry erzaehlte mir, dass es meine Aufgabe waere fuer ein paar Stunden einen Partybus mit ihm zu reinigen und zu dekorieren. Okay, kein Problem. Der Haken war nur, dass ich den Bus erst morgen frueh sauber machen sollte und er meldet sich dann bei mir. Na toll und dafuer habe ich jetzt auf den Kerl gewartet. Ich bin dann trotzdem noch in die Buecherei, habe eine halbe Stunde an meinen Berichten gefeilt und dann ein paar Kurzgeschichten gelesen. Zuhause war auch nichts los, da alle auf den Feldern gearbeitet haben.
An naechsten Morgen dann wieder die Warterei. Gegen zehn ist Larry dann mal aufgekreuzt, meinte aber er waere nur mit dem Fahrrad da, haette aber noch ein zweites in der Stadt, das ich haben koenne. Ansonsten haette ich warten sollen, bis er mit dem Bus wieder kommt. Ich hatte aber geung vom warten und bin gleich mitgekommen. Zuerst wurde eingekauft: Luftschlangen, Luftballons und Lichterketten. Als wir dann das zweite fahrrad abholten viel ihm auf einmal ein, dass er keinen Helm fuer mich hat und da es hohe Geldstrafen fuer das Fahren ohne Helm gibt, musste ich wieder warten bis er einen neuen Helm gekauft hatte.
Er selbst wohnte ausserhalb von Mildura und so fuhren wir erst mal gut zehn Kilometer zu ihm nach Hause. Mitterlweile war es auch schon 1 Uhr.
Er Bus war ein grosser roter Doppeldeckerbus, wie die, die in London rumfahren. Innen die Waende waren aber mit pinken Pluesch ausgelegt was natuerlich mit der neuen roten Lichterkette besonders gut zur Geltung kommt. Auf was habe ich mich hier nur eingelassen? Na ja, nach drei Stunden war der Bus gesaeubert und geschmueckt und fertig fuer die Jungesellenparty die bereits zwei Stunden spaeter steigen soll.
Wir fuhren mit dem Rad wieder zurueck nach Mildura, wo wir nochmals bei der Bank stoppen mussten und anschliessend noch einmal im Geschaeft, da die Automaten nur 50ziger ausspucken und Larry Geld wechseln musste.

Die Arbeit war einfach und schnell erledigt, habe diese bloede Warterei immer dazwischen. Larry ist einfach noch zu unorganisiert um ein eigenes Business auf zu bauen. Naja, einen Fuehrerschein hat er ja, also muss er mindestens 18 Jahre sein, sah aus wie 22 und benahm sich wie 15.

Schwarzes Schaf?

Ich bin fast jeden Tag in die Buecherei, wo ich online schauen konnte, ob meine Tage fuer das zweite Visum ausreichen. Nach acht Tagen war es soweit. Sobald ich meine Bedingungen erfuellt hatte, hoerte ich auf zu arbeiten und wollte am liebsten gleich abreisen, aber da gab es wieder einen Hacken: Die Arbeitswoche beginnt hier am Samstag und endet am Freitag. Bezahlt wird am Dienstag darauf in bar abzueglich der Steuern. Ahmend weigerte sich das Geld auf ein Konto einzuzahlen, weil ihm das zu viel Arbeit macht bei ueber 50 Fruitpickern. Was fuer eine Ausrede. Es ist natuerlich viel weniger Arbeit jede Woche zur Bank zu laufen, Tausende von australischen Dollern in kleinen Scheinen und Muenzen abzuholen, um dann zu drei verschiedenen Hostels zu fahren und 50 Backpacker in bar auszuzahlen. Die Lohnzettel sind maschinell geschrieben, also muessten wir doch zumindest im Computerprogramm enthalten sein. Da kam mir auf einmal eine andere Idee: Was wenn es alles Schwarzgeld ist und die Steuern einfach unterschlagen werden. Es gibt keine Kontoabwicklungen und die Lohnzettel koennen mit einem WORDprogramm geschrieben worden sein, dessen Datein direkt nach dem Ausdruck geloescht werden. Bei einem genaueren Blick auf den Lohnzettel viel mir auf, das weder verzeichnet ist fuer welche Firma ich arbeite und erst recht keine Kontaktdaten. Oder sehe ich hier Gespenster? Am Freitag den 9. Dezember habe ich aufgehoert zu arbeiten und Ahmend hat mir anstandslos meine Form fuers zweite Visum ausgefuellt inklusive ABN(Arbeitgeberfirmennummer)- und Telefonnummer. Hoffe jetzt mal das alles gut geht.
Mike hat sich auch nicht bereit erklaert meinen Lohn auf ein Konto einzuzahlen, da er es schon oft gemacht hat und dann boese Anrufe und Hostelbewertungen bekam von Backpackern, die behaupteten das Geld nie bekommen zu haben. Da blieb mir wohl nichts anderes uebrig als bis naechsten Dienstag zu warten. Ich hatte also gut vier Tage Zeit mir Mildura genauer anzuschauen.

Arbeit im Weingarten - Des Geldes nicht wert

In Mildura wohnte ich im Zippy Koala Haus, welches zum Riverboat Bungalow Backpackers gehoert. Der Manager war sehr nett und vor allem ehrlich. Viele Hostelbetreiber versprechen naemlich sofort Arbeit, obwohl man meistens einige Tage auf einen Job warten muss. Diesmal wurde ich gewarnt es koenne einige Tage dauern, und auf einmal hat ich Arbeit gleich am naechsten Morgen.
Ich arbeitete in den Weingaerten der Umgebung und musste die Baeume und Trauben beschneiden. Fuer die Erntezeit ist es noch zu frueh. Die Arbeit an sich war nicht schwer, aber man wusste nie wieviel Geld man bekommt. Einmal mussten wir nur durch die Reihen gehen, die Trauben auf drei Abzweigungen kuerzen und runterhaengende Zweige hochbinden. Dafuer gab es dann 1,50$ pro Baum. An anderen Tagen mussten wir Trauben kuerzen, ganze Trauben abschneiden, damit die uebrigbleibenen saftiger werden und dafuer sogar das jeder Traubenbund freihaengt. Ich brauchte etwa viermal so lange und habe gelaubt es wird auch dementsprechend verguetet. Stattdessen haben wir auf einmal nur 0,50$ bekommen, wie ich am Ende der Woche beim Lesen meines Lohnzettels erfahren habe. Ich war sauer und andere auch. Viele sind am naechsten Morgen nicht gekommen, andere sind aufgebrochen, als sie erfahren haben, dass es jetzt nur noch 0,40$ pro Baum gibt. Vanessa und Jonas, die bei mir mit im Haus wohnen, sind dann mittags auf mich zugekommen und haben sich von mir verabschiedet. Ueber Handy haben sie die Zusage fuer einen anderen Job bekommen, wo sie 15$ die Stunde bekommen. Und dann sind sie in ihr Auto gestiegen und weg waren sie. Auf ihr Gehalt von der letzten Woche haben sie dabei verzichtet, aber das waere eh nicht viel gewesen. Ahmend, unser Supervisor begruendet die ungleichmaessige Bezahlung damit, dass verschiedene Farmer verschiedene Preise haben. Das ist echt ein Hungerlohn. Umgerechnet habe ich an einem siebenstuendigem Arbeitstag gerade mal 6 Euro verdient. Und fuer soetwas arbeitet man nun. Ich gebe mehr Geld fuer meine Unterkunft aus, als ich verdiene und so langsam ueberlege ich mir, ob mir ein zweites Visum soviel wert ist. Klar Australien ist schoen, aber ist es wirklich diese Anstrengung wert? Naja, sind ja nur wenige Tage.

Aufbruch nach Mildura

Es war Zeit fuer mich Sydney zu verlassen und mich wieder aufs Feld zu quaelen. Ich brauchte noch wenige Tage um mein Soll fuer das zweite Visum zu erfuellen und etwas Geld zu verdienen.
Mildura schien fuer mich der ideale Ort zu sein. Es ist eine Weingegend am Murrayriver, dem Grenzfluss zwischen Victoria und New South Wales. Die historische Stadt Swan Hill, wo man das Leben vor 150 Jahren miterleben kann (aehnlich wie Bendigo und Ballarat) und Broken Hill, ein Ort im Outback eignen sich fuer einen Tagesausflug. Ausserdem liegt der Ort in Reichweite mit oeffentlichen Verkehrsmitteln.
Ich rief bei einem Hostel an, dass im Lonely Planet (mein Reisefuehrer) eine Empfehlung hatte. Mike, der Hostelmanager war mir sehr sympatisch am Telefon. Er sagte, dass im Moment alle im Hostel Arbeit haben, aber ich wahrscheinlich ein paar Tage warten muesste. Normalweise versichern die Hostelbetreiber einem naemlich immer sie haette ganz sicher Arbeit und vertroesten einen dann von einem auf dem anderen Tag. Eine ehrliche Antwort weis ich zu schaetzen und habe ohne Probleme eine Wochenmiete im Vorraus bezahlt.

Meine Fahrt nach Mildura wollte ich mit Greyhound (Busgesellschaft) organisieren, weil ich mir zu Beginn meiner Reise massig Kilometer gekauft habe, die es nun abzufahren galt. Waehrend der Bus aber fuenf mal taeglich die Ostkueste rauf und runter faehrt, gibt es nach Mildura nur einmal am Tag eine Verbindung. Ein Haltepunkt auf der Strecke war Canberra, die Hauptstadt Australiens. Zwischen Sydney und Canberra fahren die Busse mehrmals am Tag und ich hatte mir so einen schoene Zeitplan ueberlegt, das ich in Canberra sieben Stunden Aufenthalt habe. Ich haette genuegend Zeit mir die Stadt anzusehen. Als ich aber die Strecke buchen wollte, teilte man mir mit, dass Greyhound in Canberra keine Schliessfaecher hat. Ich trage einen riesigen Rucksack auf dem Ruecken, einen etwas kleineren vorm Bauch, eine Handtasche mit meinen Reiseunterlagen in der linken Hand und meine Einkaufstasche mit den Lebensmitteln in der rechten Hand. Nun stelle sich mal einer vor ich laufen so bepackt durch Canberras Museen - unmoeglich das sieben Stunden lang auszuhalten. Ich habe mich deshalb entschieden einen direkten Bus von Sydney nach Mildura zu buchen.
Und nun ratet mal was! Dinnerpause war in Canberra und in der Bushalle bei den Cafe's waren Schliessfaecher. Sie waren zwar nicht in der Schalterhalle von Greyhound, aber zumindest im gleichen Komplex. Man habe ich mich geaergert.

Morgens am Mittwoch den 30. November kam ich dann in Mildura an und bereits einen Tag spaeter hatte ich Arbeit auf den Weinfeldern.

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