Arbeiten im Paprikashed

Arbeitsbeginn am ersten Tag war um 9 Uhr, am zweiten Tag sogar erst um 10 Uhr. Das kam mir sehr spaet vor, wo ich es doch gewoehnt war um 9.30 Uhr meine Fruehstueckspause auf dem Zuccinifeld zu geniesen. Na ja, ist halt so. Wir koennen ja schlecht etwas verpacken, was noch nicht geerntet wurde.
Nach einer morgendlichen Ansprache, wobei uns mitgeteilt wurde: "Wer zu langsam arbeitet und jede Frucht zweimal umdreht wird gefeuert" ; ging jeder an seinen Arbeitsplatz. Ich suchte mir eine Position am Fliessband und beobachtete, wie andere Kartons beschrifteten und Nummern in eine Ecke kritzelten. Ich bat das Maedel vor mir um eine kurze Einweisung. Also es gibt vier Kartons. Ein Karton wird nicht beschriften und mit Paprikas gefuellt, die teilweise gruen sind. In die drei anderen Kartons soll ich rote Paprikas nach Groessen sortiert verpacken und dementsprechend beschriften. Also red/large fuer grosse rote Paprikas. Und wofuer ist bitteschoen die Nummer? Ich dachte wir werden hier per Stunde bezahlt. "Werde wir auch. Die Nummer ist dafuer gedacht, das die Superviserin (Aufseherin) uns aufmerksam machen kann, wenn wir etwas falsches eingepackt haben." Es war nett ausgedrueckt, aber ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten wuerde.
Ich war Nummer 65. Irgendwie habe ich das ganze aber nicht auf die Reihe bekommen. Einmal waren die Paprikas im mittleren Karton zu gross und dann auf einmal wieder zu klein. Staendig hatte die Superviserin was zu meckern. Einmal sagte sie mir eine dunkelgruene Paprika wuerde noch rot werde und dann fragt sie mich wieder warum ich die farbigen nicht zu den farbige packe. Kein Wunder, das keiner ihren Namen kennt, sondern sie mit "the witch" (die Hexe) betitelt. Sie sieht nicht nur so aus, sondern benimmt sich auch so. Schliesslich sollte ich die Position wechseln und stand nun weiter vorne am Fliessband.
Von jetzt an hatte ich nur noch einen Karton vor mir und sollte alle grossen roten Paprikas raussuchen. Um sicher zu gehen, dass ich mich nicht wieder in der Groesse vertue, suchte ich mir nur die allergroessten Paprika raus. Dann kam auf einmal "der Alte" vorbei. Er scheint hier der Senior Chef zu sein und ihm geht irgendwie alles nicht schnell genug. Zudem ist er schlecht zu verstehen, weil er mit italinischen Akzent redet und sein Gesicht nicht bei reden nicht mir zuwendet, sondern den Paprikas. Ich habe also schnell eingepackt. Dann hoerte ich ploetzlich Iris, die andere Supervisorin rufen: "Nummer 65". Oh Gott dachte ich mir, was habe ich den jetzt schon wieder falsch gemacht? Sie zeigte auf ihren Computerbildschirm und bat mich vorzulesen. Auf deutsch uebersetzt stand da etwa folgendes: Nummer 65, Jennifer Bartels hat 20% schlechte Paprikas verpackt. (10% erlaubt). Ich erklaerte ihr dass ich zwar Nummer 65 bin, aber nicht Jennifer heisse. Sie hat wohl versehentlich zwei Maedels den gleichen Namen gegeben. Puh, noch einmal Schwein gehabt. Ich war mir sicher ich werde noch am gleichen Tag gefeuert, aber statt dessen bleibt es bei einer Verwarnung: Wenn es nicht besser wird, hast du morgen keinen Job mehr.
Von jetzt an war ich Nummer 50. Ich fragte mich wann ist eine Paprika noch gut genung um verpackt zu werden, und wann nicht mehr. Gottseidank stand ich vorne am schnellen Fliessband und traf nur eine Vorauswahl. Ueberall, wo ich mir unsicher war, legte ich einfach zurueck aufs Band. Sollen doch die anderen die Entscheidung treffen, die weiter hinten in der Reihe stehen und schon laenger hier arbeiten.

Am zweiten Tag suchte ich mir wieder meine alte Position vorne am Fliessband. Schon bald hoerte ich wieder die Hexe mit kraetzender Stimme rufen: Wo ist Nummer 50? Sie hatte mal wieder etwas auszusetzen und ich fragte mich warum ich ueberhaupt etwas einpacke, wenn sie am Ende doch wieder jede Paprika aus meinen Karton holen und unter die Lupe nehmen. Am Schluss hiess es dann wieder: "Gib dir Muehe, wenn du morgen wieder kommen willst." Als ob ich mit Absicht alles falschen machen wuerde. Ich bekam dann eine neue Aufgabe und sollte zweite Wahl verpacken. Alles was zuvor aussortiert wurde, sollte ich nun in Kisten werfen. Nichts leichter als das.

Nach drei Tagensagen Sie gar nichts mehr zu mir, allerdings nicht weil ich besser geworden bin, sondern weil sie eingesehen haben, dass es keinen Sinn hat. Wenn ich zu schlecht bin, machen sie es einfacher fuer mich. Und rumgehackt wird jetzt auf den Neuen. Und jedesmal wenn ich eine Nummer hoere, habe ich Mitleid mit demjenigen.
Bis auf die Tatsache, dass ich nachts vermehrt Wadenkraempfe bekomme, habe ich keine koerperlichen Beschwerden. Spass habe ich aber dennoch nicht, weil man es keinem Recht machen kann, jeder etwas anderes sagt und es nur Gemecker gibt. am letzten Freitag (ganz recht, nach einer Woche arbeite ich immer noch dort) gab es schon in den ersten einanhalb Stunden zwei Gruppenanschisse. Da wird dann einmal laut in die Thrillerpfeife geblasen, die Maschinen gestoppt und alle muessen sich vor den Superviserinnen versammeln. Besser wird dadurch aber keiner, sondern nur unsicherer.

Wenn sich mir eine Moeglichkeit bietet den Job zu wechseln, werde ich sie nutzen.

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MacGuffin - 7. Okt, 19:06

Ist ja echt krass, wie man da anscheinend schikaniert wird. Alle Achtung, dass du dies aushältst und den Bettel nicht einfach hinwirfst! Trotzdem, ich hoffe dass sich bald eine Alternative zu diesem Job bietet - ein bisschen menschlicher und spassiger. Good luck!

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