03 - Auf n. Secluded Springs

Goodye Secluded Springs - Die letzten Tage

Am 9. September werde ich nach Airlie Beach weiterreisen, wo ich gerne in den Whitsundays segeln und im Outer Reef tauchen moechte.

Fast haette ich dort auch im "Organic Bed and Breakfast" wwoofen (geringfuegige Arbeit gegen freie Unterkunft und Verpflegung) koennen. Leider wurde aber mein Gespraech mit der Hotelleitung unterbrochen, weil ich ploetzlich wieder mal keinen Empfang auf meinem Handy hatte. Als ich vom Festnetz zurueckgerrufen habe, war der Job leider schon weg. Aber ich koennte ihn Ende September bekommen, wenn ich dann noch Interesse haette.
Was sollte ich nun tun? Weitere drei Wochen in Secluded bleiben und in der Hitze (fast 30Grad) arbeiten, wo doch in einer Woche von der urspruenglichen Gruppe fast keiner mehr da ist oder wie geplant reisen. Ich habe mich fuer letzteres entschieden, denn sonst werde ich wohl nie von hier wegkommen.

Ich werde ein paar Tage in Airlie Beach geniessen, dort deutsche Emailbekannte besuchen und dann wieder mein Glueck bei der Erntearbeit probieren. Fuer mein zweites Visum fehlen mir noch gut 60 Tage.

GOODBYE zu meinen Leidensgenossen: Warren und Dave, Christian, Sam und Kat, Makiko und Atsuo, Phil, Chris und Sascha, Marie und Ricky, Franzi und Henrike, Jesse und Freundin, Ad und sein Bruder und die Schwedin. Die letzen fuenf kenne ich nur brieflich, kenn noch nicht mal alle Namen.
Am Tag meiner Abreise kommen dann weitere drei Deutsche und eine Schwedin an. Damit waeren von den 23 Campern alleine 7 aus Deutschland. Also hoechste Zeit von hier zu verschwinden und mich wieder unter die englischsprechende Bevoelkerung zu mischen.
Ich habe gerne Seit an Seite mit Makiko der japanischen Koechin, Phil den irischen Friseur, Sascha dem deutschen Anwalt und all den anderen gearbeitet. Es ist doch erstaunlich mit wem man die Leiden auf dem Zuccinifeld teilt.

GOODBYE GOODBYE

Daheim in Secluded Springs

Ich bin daheim und musste natuerlich allen von meinen Erfahrungen vom Tauchen berichten. Im Unterschied zu meinen Kompanen in Bundaberg hat hier aber keiner abfaellige Bemerkungen von sich gegeben. Schoen, wenn Leute Verstaendnis zeigen. Mir sind hier alle ans Herz gewachsen und deshalb fuehle ich mich hier auch so wohl.
Am Montag ging es wie gewoehnlich wieder zum Picken aufs Feld. Seltsamerweise hatte ich aber wieder Rueckenschmerzen wie am ersten Tag - ich war wohl einfach zu lange raus. Mit dem Kreislauf hatte ich auch Probleme bekomme, weil es mittlerweile verdammt heiss geworden ist. Froh bin ich, dass die naechsten Tage erst einmal Pflanzen auf dem Plan steht.

Aber auch sonst ist hier nicht mehr alles wie vorher. Irgendwie ist hier die Abschiedsstimmung eingekehrt. Keiner hat mehr Lust aufs Picken, da hilft auch nicht die Gehaltserhoehung von 40cent. Danielle und Steve reisen am Mittwoch nach Sydney, um mit Freunden aus England zu reisen, Kristin faehrt am Freitag auf eine Wwooferfarm, wo sie endlich reiten kann, Janice faehrt eine Woche spaeter eine Freundin in Brissie besuchen, Makiko fliegt bald nach Neuseeland und Sam und Kat haben auch schon ihren Flug nach Thailand gebucht.
Jetzt wird es so richtig einsam in Secluded. Stellt sich bei mir die Frage wie lange ich noch bleibe und wohin ich ziehen werde.

Bundaberg

Da wir unsere Pflichttauchgaenge bereits alle erledigt hatten und es fuer einen weiteren Tauchgang zu windig war, wollten wir uns ein wenig in Bundaberg umsehen. Eine Stadt, wo ich bisher nur die Supermaerkte und Internetcafe's kenne.
Heidi, ihre Hostelbekanntschaft und ich entschieden uns fuer einen Besuch in der Rum Destilarie, fuer die Bundaberg so beruehmt ist. Zuerst sahen wir einen Film, der uns verschiedenen Werbespots von Bundaberg Rum und die Zuckerrohrernte zeigte. Mir kam dabei nur ein Gedanke: Der Rum wird also aus Zuckerrohr hergestellt. Ob die wissen, dass fast dreissig Zuccinipicker die Felder taeglich als Klo benutzen, weil die Dixieklos so ekelich keimig sind? Hmmmh, moechte noch jemand den leckeren Rum kosten?
Nach der Fuehrung durch die Hallen landeten wir dann in der Bar, wo man von unzaehligen Geschmacksvarianten zwei Getraenke waehlen durfte. Die Getraenke waren bereits im Eintrittspreis von 8$ enthalten. Ich fand es ganz sehenswert, auch wenn ich Alkohol nichts abgewinnen kann.

Am Nachmittag haben mich dann Glen und Sue wieder abgeholt. Und ich war froh wieder Heim zu kommen und den anderen von meinen Taucherfahrungen und Co zu berichten.

Tauchkurs - Tag 3

Der Vormittag war frei und ich hatte genuegend Zeit zu ueberlegen, ob ich den Kurs nun durchziehe oder ob ich kneife.

Um 12 Uhr haben wir uns getroffen, die Ausruestung in den Van geladen und sind wieder nach Riverview gefahren. Sobalb der Kleinbus hielt, habe ich wieder ein mulmiges Gefuehl bekommen. Daisuke unser Trainer meinte wir muessten auf die Flut also gut eine Stunde warten. Fuer meine Tauchbuddies Heidi und Mari war die Wartezeit unheimlich lang, aber fuer mich genau richtig.
Daisuke erklaerte uns welche Aufgaben wir bei den einzelnen Tauchgaengen bewaeltigen muessen und wie der Kompass unter Wasser funktioniert. Die Uebung, von ich die Maske vom Kopf nehmen, wuerden wir ans Ende verlegen, wenn ich mit der Atmung keine Probleme mehr haette. Und nach gut einer Stunde kam dann auch bei mir der Gedanke: WANN GEHEN WIR DENN NUN ENDLICH TAUCHEN?

Hier unsere Aufgaben bei den einzelnen Tauchgaengen:
  • Erster Tauchgang
    • Gezieltes Auf- und Abtauchen durch Aufpumpen der Weste.
    • Weste mit der Atemluft aufpusten, falls der Knopf kaputt ist.
    • Sich unter Wasser verstaendigen: "Ich bekomme keine Luft mehr, gib mir Sauerstoff, ich bin okay, lass uns auftauchen" / Partner zweiten Beatmungsschlauch geben / gemeinsam Auftauchen / Weste aufpusten
  • An der Oberflaeche
    • Kraempfe in den Beinen bekaempfen
    • Weste und Guertel aus- und anziehen
    • Tauchpartner beim Schwimmen mit sich ziehen
  • Zweiter Tauchgang
    • Durch kontrollierte Atmung auf- und abtauchen.
    • Auf einer Stelle schweben
    • Ohne Einzuatmen an die Oberflaeche schwimmen, dabei kontinuierlich ausatmen und im Anschluss die Weste aufpusten
  • Dritter Tauchgang
    • Mit dem Kompass navigieren
    • Tour unter Wasser. Wir sahen Fische, kleine Korallen und hielten einen Seeigel
    • Maske vom Kopf nehmen / Maske aufsetzen / Wasser aus der Maske blasen
Ich habe an diesem Tag alle Aufgaben bestanden und das gleich beim ersten Versuch, sogar ohne Zwischendurch auf zu tauchen. Allerdings stand ich zu Beginn etwa 5 Minuten mit aufgesetzter Maske im Wasser, bis meine Atmung normal war und ich bereit war ab zu tauchen. Ploetzlich war dann alles ganz einfach. Letztendlich habe ich also meine Angst ueberwunden und fuehlte mich unter Wasser wohler als treibend an der Oberflaeche.
Lustig muss es ausgesehen haben, als ich bei einem Landgang ueber meine Flossen gestolpert bin und wie ein Kaefer hilflos auf dem Ruecken lag. Ich kam einfach nicht hoch, weil meine Sauerstoffflasche auf dem Ruecken so schwer war.

Am Abend haben wir dann unsere Tauchlizens im Central Hotel gefeiert. Weil wir aufgrund der starken Wellen leider nicht im Meer tauchen konnten, wurde uns dreien noch ein extra Tauchgang mit AquaScuba geschenkt. Ich finde es super, auch wenn sich jemand aus der Disco darueber lustig machte. Er meinte:"Na sowas es gab Wellen im Meer. Wenn das so weiter geht gibt es dort irgendwann sogar noch Fische." Auf solche Bemerkungen kann ich echt verzichten.

Ich bin stolz auf mich meine Angst bewaeltigt zu haben und freue mich jetzt auf meinen Segeltoern in den Whitsundays mit Tauchgang im Great Barrier Reef.

Tauchkurs - Tag 2

Bei der Anprobe zwickte der Tauchanzug. Irgendwie war alles zu eng und ich konnte meine Arme nicht nach oben strecken, aber meine Trainerin meinte es sei okay, solange mein Koerper noch durchblutet wird. Und als ich spaeter im Pool war, musste ich ihr recht geben. Unter Wasser war er bequem zu tragen.

Im Schwimmbad wurden wir mit dem ganzen Equitment vertraut gemacht. So mussten wir z.B. in unsere Maske spucken, damit diese unter Wasser nicht beschlaegt. Von jetzt an konnte ich nur noch durch den Mund aus und einatmen. Beim Anlegen des Gewichtsguertels hatte ich dann meine ersten Probleme. Ich musste mich im Wasser drehen, wobei ich immer wieder Wasser in meinen Schnorchel bekam. Ich hatte aber einfach nicht genuegend Atem um das Wasser rauszublasen. Nachdem zwei Versuche misglueckten, habe ich meinen Regulator (Mundstueck fuer die Luft aus der Sauerstoffflasche) benutzt. Ein weiterer Versuch scheiterte. Wie soll ich nur jemals tauchen lernen, wenn ich es noch nicht mal schaffe meine Ausruestung anzulegen? Wir machten dann erst einmal Atemuebungen ueber Wasser bis ich aufhoerte zu hyperventilieren und meine Atmung gleichmaessig war. Dann ging es wieder unter Wasser und ich habe meinen Gewichtguertel angelegt. Puh, erste Huerde geschafft.
Im Wasser lernten wir dann Sicherheitsuebungen die wir bei spaeteren Tauchgaengen im Meer unter Beweis stellen mussten. Dazu gehoert z.B. das Verlieren des Regulators oder das Reinigen der Maske unter Wasser oder die internationale Taucherzeichensprache. Ich bekam immer wieder Atemprobleme und bin staendig aufgetaucht oder sollte ich besser sagen hingestellt. Gut das der Pool nur ein Meter tief war. Ich bekam Panik unter Wasser und war kurz davor den Kurs von diesem Zeitpunkt aus schon abzubrechen. Aber letztendlich konnte ich alle Uebungen.

Da das Wetter am Wochenende schlechter werden sollte, haben wir beschlossen einen unserer morgigen Tauchgaenge vorzuverlegen. Heidi und ich haben uns dann der japanischen Gruppe angeschlossen, die gerade mal aus Mari bestand. Und so fuhren wir noch am selben Nachmittag zum Meer. Wir hatten leichten Wellengang, was uns zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht beunruhigte. Wir zogen unsere komplette Ausruestung an, machten nochmal schnell ein Vorher-Photo und paddelten dann zur ersten Boje. Den Schnorchel kann ich nicht leiden, weswegen ich gleich den Regulator benutzte, auch wenn ich dadurch weniger Luft im Tank habe. Getaucht bin ich nicht, sondern nur dicht unter der Oberflaeche geschwommen. Es war fuerchterlich. Ich bekam erneut Panik, weil ich keine Kontrolle ueber die Wellen hatte und mich auch nicht einfach hinstellen konnte. Ich wollte nur noch raus aus dem Wasser. Daisuke mein neuer Trainer hat mich an Land gezogen und immer wieder gefragt wie es mir geht. Selbst ohne Maske konnte ich nicht normal Atmen, sondern habe gehaechelt, als ob ich einen Hundertmeterlauf hinter mich gebracht haette. Es dauerte bis ich mich beruhigt hatte. Das wars fuer mich (vorerst). Ich wartete im Auto auf den Rest und war froh, als sich der Van endlich in Bewegung setzte.

Wir fuhren allerdings nicht zurueck nach Bundaberg, sondern nach Riverview, wo wir in einer Flussmuedung einen neuen Versuch starten sollten. Ich fragte mich immer wieder, warum tue ich mir das an. Das werde ich halt 72% dieser Welt nicht bereisen. Es gibt auch ueber Wasser schoene Orte. Aber vielleicht bin ich einfach untrainiert und muss mich erst an alles gewoehnen, bevor ich einen Tauchgang endlich geniessen kann.
Unter Wasser mussten wir fuenf Pruefungen bestehen:
  1. Regulatur wegwerfen / ausatmen, bis wir den Regulatur wieder im Mund haben / durch Druck auf einem Knopf das Wasser aus dem Beatmungsschlauch entfernen / normal weiter atmen.
  2. Regulatur wegwerfen / leicht ausatmen und Regulatur wiederfinden / durch kraeftiges Ausatmen das Wasser aus dem Beatmungsschlauch pusten / normal weiter atmen.
  3. Die Tauchmaske halb mit Wasser fuellen / normal einatmen / durch die Nase ausatmen, um das Wasser zu entfernen.
  4. Die Tauchmaske komplett mit Wasser fuellen / tief einatmen / lange ausatmen, bis kein Wasser mehr in der Maske ist.
  5. Die Tauchmaske absetzen / unter Wasser die Maske wieder aufsetzen / Wasser wie gewohnt aus der Maske entfernen
Ich habe in meiner Panik bei der vierten Uebung ausversehen Wasser durch die Nase eingeatmen und hatte dann den ganzen Mund voller Salzwasser. In meiner Panik bin ich dann schnellstmoeglich an die Oberflaeche gepaddelt. Daisuke gleich hinterher und erst als er sagte Atmen, habe ich normal geatmet. Ich war einfach so durcheinander, dass ich die ganze Zeit die Luft anhielt. Wie kann man nur so blond sein.
Wir habe es dann nocheinmal in geringerer Tiefe probiert, aber ich konnte nicht mehr. Ich habe abgebrochen.

In der Unterkunft haben dann alle auf mich eingeredet und gemeint, es waere ja sooooo easy. Ich hasse es, wenn alle sagen, wie einfach es doch ist. Daisuke der auch mit in der WG wohnt, hat mich schliesslich aber doch noch ueberredet die Pruefungen noch einmal zu wiederholen.

Tauchkurs - Tag 1

Am ersten Tag stand erst einmal Theorie auf dem Stundenplan. Man hatte die Wahl zwischen Japanisch, Koreanisch und Englisch. Ich habe mich spontan fuer den Englischkurs entschieden, wo nur noch Heidi zu meiner Klasse gehoert. Und jetzt ratet mal, wo die liebe Heidi wohl herkommt! Man ist halt irgends vor den Deutschen sicher.
Wir wurden an diesem Tag mit der Ausruestung vertraut gemacht und mussten ein ganzes Buch durcharbeiten. Ich habe 6 Kapitel von ueber 200 Seiten auf Englisch gelesen und wurde am Ende sogar noch geprueft. Allerdings verliess die Dozentin bei der schriftlichen Pruefung den Raum und wir konnten im Buch notfalls nachlesen und uns gegenseitig beraten. Zum Glueck habe ich bestanden.
Zwischendurch musste ich zum Arzt, um meine Tauchtaeglichkeit zu pruefen und wer wartet auf mich vor dem Klassenraum? Glen. Er wollte wissen wie es mir ergeht. Wenn ich durchgefallen waere, haette er mich gleich wieder nach Secluded fahren koennen - wie praktisch! OK, nebenbei hat er auch noch nach Arbeitern gesucht, wo doch so viele aufhoeren und die Arbeit immer mehr wird. DIE ARMEN ZUCCINIPICKER.

Ortswechsel

Am Mittwochabend sind wir gewoehnlich in die Stadt zum Shoppen gefahren, nur mit dem Unterschied, dass ich diesmal in Bundaberg geblieben bin. Ich brauchte eine Auszeit und wollte gerne einen Tauchkurs machen, bevor ich wieder zurueck in die Hoelle und zu den gruenen Monstern gehe. Es war ein eigenartiges Gefuehl, als der Van vollbesetzt, hupend und winkend an einen vorbei fuhr.
Die Tauchschule hat mich in einer Art WG untergebracht. Es ist ein ganz normales Haus, in dem ausser mir noch eine Englaenderin und sonst nur Suedkoreaner und Japaner leben. Alle tauchen, sie machen entweder einen Kurs wie ich, eine Ausbildung zum Dive Master oder sind bereits Trainer. Kaum einer spricht Englisch und so habe ich mich am Abend recht einsam gefuellt, weil man einfach kein Wort versteht. Zuerst habe ich mich versucht in mein Tauchlehrbuch etwas einzulesen, aber schliesslich habe ich mir mein Reisebuch zur Hand genommen. In mein Reisebuch lasse ich alle reinschreiben, die ich in Australien kennegelernt habe, angefangen bei Kristin, ueber meine Familie in Brisbane und natuerlich auch alle Backpacker aus Secluded Springs. Als ich all die guten Wuensche gelesen habe, habe ich richtig Heimweh nach Secluded Springs bekommen. Es ist kaum zu glauben.
Als ich in Brisbane wegging, habe ich immer an meine Familie zurueckgedacht. Wenn ich jetzt auf meine Uhr blicke, denke ich nicht mehr " oh, Isabella hat gerade Gymnastik, ob Anastasia ihre Hausaufgaben wohl schon fertig hat" oder "Schon halb Neun, ob Marina wohl endlich aus dem Bett ist". Jetzt denke ich daran, wie die anderen auf dem Feld schuften muessen und ueberlege wie das Wetter letzte Nacht war und ob die Zuccinis wohl sehr gewachsen sind.
Ich freu mich jetzt schon wieder in mein Zuhause nach Seclude Springs zurueck zu kehren, auch wenn nicht alles so rosig ist. OK, in vier Tagen wird mir der Abschied von hier wohl genauso schwer fallen.

Willkommen in der Hoelle

Ich bin nun seit drei Wochen hier und eigentlich habe ich mein Soll erfuellt und koennte weiterreisen. Fragt sich eigentlich nur, warum ich und Kristin immer noch in Secluded Springs sind und fuer Premier Farms arbeiten.
Ist es das Geld? oder die Tage, die ich fuer das zweite Visum brauche?, oder die netten Leute um einen herum? Denn ehrlich gesagt ist es hier nicht sehr berauschend. Die Arbeit hasse ich, auch wenn es laengst nicht mehr so schmerzt wie zu Beginn und die Kratzer uns blauen Flecken kaum der Rede wert sind. Das Camp liegt in der Einoede und wir sind schon froh, wenn wir warmes Wasser zum Duschen haben und nicht erst mit dem Eimer zum See laufen muessen um den Spuelkasten im Klo zu fuellen. Alles was fuer andere Leute selbstverstaendlich ist, wie z.B. warmes Wasser aus der Leitung oder die Toilette im Haus gibt es hier nicht. Es ist also kein Wunder, wenn hier jeder Neuling mit "Welcome to hell - Willkommen in der Hoelle" begruesst wird.

Ich werde hier wahrscheinlich noch bis zum 11 September bleiben. In den naechsten Wochen werden wir haeufig pflanzen. Der Job ist wesentlich einfacher von der koerperlichen Anstrengung und bringt ebenso viel Geld. Klar das wir uns das nicht entgehen lassen wollten. Waere doch bloed kurz vorher abzureisen und dann wieder neu auf Jobsuche zu gehen.

Und ganz so schlimm ist es hier dann doch nicht. Es gibt immer wieder lustige Momente, die letztlich im Gedaechnis haengen bleiben. Wie zum Beispiel diese:
Lagerfeuerstories: Mein Favorite ist die Geschichte von Glen und Sue's Hochzeitnacht, auch wenn ich bezweifel, das sie jemals so passiert ist. Glen zieht seine Hose aus und bittet Sue sie anzuziehen. Sue zieht sie an, macht Knopf und Reizverschluss zu, aber die Hose faellt runter. Daraufhin sagt Glen: "Schatz, ich wollte dir nur mal verdeutlichen, wer in unserer Ehe die Hosen an hat." Sue zieht daraufhin ihre Unterhose aus und bittet ihn den Slip anzuziehen. Er stiegt mit beiden Beinen rein und versucht ihn hochzuziehen, kommt aber gerade mal bis zu den Knien. Sue erwidert schliesslich: "Schatz, wenn du in unsere Ehe jemals weiter kommen willst als bis zu meinen Knien, dann solltest du schnellstens deine Einstellung aendern.
Verstandigungsprobleme: Wir sind am Zuccini pfluecken und Frank teilt uns mit, das wir am Nachmittag noch weeding soll. Ich frage Kristin was das ist. Weed ist das Wort fuer Unkraut. Aber wie heiss die Taetigkeit dazu? Sagen wir im Deutschen Unkraut pfluecken oder rupfen? Daraufhin mischt sie Steven ein. Sagt doch einfach unkrauting. Schade, das unsere Grammatik nicht so einfach ist wie die englische. (weed - weeding, aber Unkraut und unkrauting das geht nicht) Ste, das Wort gibt es nicht im Deutschen. Daraufhin sagt er: Klar gibt es das. Ich sag es und du verstehst es. Also gibt es das Wort. Ich pfluecke noch zwei Reihen Zuccini und denke weiter nach. Zum Nachdenken haben wir hier ja reichlich Zeit. Unkraut pfluecken, Unkraut ernten, Unkraut rupfen, Unkraut ziehen, Unkraut entfernen .... ah ich hab's wir sagen Unkraut jaehten. Ich rufe zu Stevenm rueber: Wir sagen Unkraut jaehten. Steven versucht es auszusprechen und kommt dann zu der Erkenntnis, dass es ein bloedes Wort ist. This afternoon we do unkrauting.
Hunrige Backpacker: Wir gehen einmal in der Woche in die Stadt zum Einkaufen, aber was macht man, wenn man nicht richtig geplannt hat und schon voher alles aufgefuttert hat. Man koennte bei andere schnorren gehen, aber das waere ja zu einfach. Es wurde nach Fischen geangelt. Beim ersten Versuch war ein Aal an der Angel, der foehlich auf dem Steg spazierte, sobald er vom Haken war. Warren meinte den kann man nicht kochen, den muss man raechern und wollte ihm eine Zigarette in den Mund stecken. Die Idee begeisterte den Aal nicht besonders und er erkaempfte sich seinen Weg zurueck in den See. Beim zweiten Versuch war eine Schildkroete an der Angel. Mist, wieder nichts zu essen. Die Schildkroete wurde in die Freiheit entlassen. Liefen hier nicht noch irgendwo Huehner rum? Es gab drei alte Huehner, die nicht mal mehr Eier legen konnten und eine Ente. Auf das dickste Huhn wurde Jagd genommen. Es wurde gefangen, gekoepft, gerupft, gebraten und gegessen. Soll aber nicht besonders geschmeckt haben. Ich habe verzichtet und mir meine Suppe gekocht.

Baraga Beach

Nach 13 Tagen Arbeit, hatten wir einen Tag frei. Das Wetter war sonnig und warm und so haben wir Glen bekniet, ob wir uns den Van ausleihen durften. Wir durften und mussten am Ende noch nicht einmal die Benzinkosten tragen, dabei waren es knapp 50 km.
An der Kueste war es allerdings sehr windig, weshalb wir uns nicht an den Strand legten, sondern in den naechsten Pub verschwanden. Erst wurde getrunken, dann bin ich an der Promenade spaziert (ein wenig wollte ich dann doch von diesem Ort sehen), dann habe ich den anderen zugesehen, wie sie ueber Monitor bei Pferderennen mitboten. Ich habe nicht viel davon verstanden, nur soviel, das Danielle einmal 75$ gewonnen hat. Zum Abschluss spielten wir dann noch eine Runde Billiard. Ich und Phil gegen Danielle und Steven. Es war ziemlich spannend. Am Ende ging es darum die schwarze Acht zu versenken. Ich muss leider zugeben, dass ich nicht eine Kugel ins Loch gebracht habe, aber es hat dennoch Spass gebracht.

Premier Farms

Ich arbeite mit anderen Backpackern auf der "Premier Farm" in Childers, Queensland. Also solltet ihr demnaechst im Supermarkt Zuccini kaufen, die von hier kommen, denkt an mich und die anderen Picker. Alle Zuccinis wurden unter groessten Anstrengungen gepflueckt.

Meine erste Arbeitswoche:
Mo 7 - 16.20 Uhr
Au, mein Ruecken. Ich kann mich nur schwer bewegen.
Di 7 - 16 Uhr
Heute ist pflanzen wir Zuccinis, aber meine Beine schmerzen vom Vortag und im Ruecken zieht es auch noch ein wenig.
Mi 7 - 15 Uhr
Auuuuuuuuuuuuua, ich kann mich im Bett nur schwer bewegen.
Do 7 - 10 Uhr
Wie, ist der Tag schon vorbei? Bis auf Kratzer am Arm und blaue Flecken an den Beinen sind meine Schmerzen kaum der Rede wert.
Fr 7 - 14.45 Uhr
Es schmerzt ein wenig im Ruecken, aber man gewoehnt sich dran.
Sa 7 -10 Uhr
Schoen, das der Tag so kurz war. Am Nachmittag hat ich nicht das Gefuehl gearbeitet zu haben.
So 7 - 14 Uhr
Wann beginnt nochmal das Wochenende?
Mo 7 - 14 Uhr
Ich habe noch immer Schmerzen, wenn auch nicht mehr so schlimm wie zu Beginn.
Di 7 - 13.30 Uhr
So langsam kommt Routine in die Sache.
Mi 7 - 9.30
Schoen, mal wieder ein kurzer Tag.
Do 7 - 12.30
Ich koennte mal wieder einen freien Tag gebrauchen.
Fr 7 - 9.30 Uhr
Es regnet in Stroemen und donnert in der Ferne. Wir haben auf einen Anruf gewartet, dass die Arbeit abgesagt wird. Vergeglich. Wir haben gearbeitet, im Regen am kaeltesten Tag in Queensland seit 1896. Wir hatte 11 Grad plus.
Sa 7 - 12.30 Uhr
Ich bin erschoepft, habe aber keine Schmerzen.
So
Wir haben frei. Juhuuuuuuuu. Das habe ich gebraucht. War verdammt lang die Woche.

Nachts, so kurz vorm Einschlafen hoere ich im Ohr dann immer die Backpacker schreien: "Bucket, please" und Frank den Aufseher hoer ich rufen: "Snel, snel Freulein"
Ich gehoere uebrigens immer zu den letzten. Es ist einsam so weit hinten, aber dafuer mache ich meine Arbeit gruendlich und achte auf meinen Ruecken.

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