Mein erstes Vorstellungsgespraech in Australien

Als Erzieherin wollte ich natuerlich auch versuchen eine Stelle in einem australischen Kindergarten oder einer Voschule zu bekommen. Einen bezahlten Job werde ich wohl kaum kriegen, da ich laut Visum nicht laenger als drei Monate fuer den gleichen Arbeitgeber arbeiten darf. Aber zumindest einen Praktikumsplatz wollte ich mir ergattern.
Ich habe ein internationales Montessoridiplom und versuchte daher mein Glueck bei Montessorischule in der Umgebung von Brisbane. Ein weiteres Problem war sicherlich, das ich nur zeitlich begrenzt arbeiten konnte, waehrend "meine Kinder" in der Schule sind und ich ohne Auto auch von den Busplaenen abhaengig bin.
Von Deutschland aus habe ich mir bereits Adressen von Schulen rausgesucht und habe am Freitag, den 27. Mai also genau eine Woche nach meiner Ankunft in Australien eine Schule in Wynnum angerufen.

Das Gespraech verlief etwa so:
Ich: " ... spricht hier. Koennte ich bitte mit der Direktorin sprechen?"
Rick (Sekretaer): "Klar, warte einen Moment"
Sandy: "Hallo, hier ist Sandy, wie geht es dir heute."
Ich: "Gut, Danke. (Als ob es sie wirklich interessiert haette) Meine Name ist .... Ich bin eine Montessori-Erzieherin aus Deutschland und ich wollte mal fragen, ob ich mir die Schule mal anschauen koennte." (wollte ja nicht gleich mit der Tuer ins Haus fallen)
Sandy: "Oh, das wuerde mich sehr freuen. Suchst du gerade einen Job?"
Ich: "Ja"
Sandy: "Heute habe ich nicht wirklich Zeit, aber schau doch einfach am Montag mal vorbei, je eher je besser."
Ich: "Ok, dann bis Montag."
Und so locker wie das Telefonat ablief, lief dann auch das Vorstellungsgespraech ab. Man redet als ob man sich schon jahrelang kennt.

Die Schule / Kindergarten.Am Montag war es dann soweit. Mit Kopien von Arbeitszeugnis, Lebenslauf und Diplom marschierte ich direkt in die Schule. Zaghaft fragte ich nach Sandy und wurde begruesst mit: "Hallo schoen dich zu sehen, moechtest du Kaffee oder lieber Tee?" Auch die anderen Fragen waren sehr locker, wie z.B. "erzaehl doch mal, was du die letzten Jahre so gemacht hast!" oder "wie lange bist du denn schon in Australien und wie gefaellt es dir bis jetzt?" Bei so viel Vertrautheit war meine anfaengliche Nervoesiaet rasch verschwunden.
Sandy erzaehlte mir, das sie schon seit Januar Anzeigen geschaltet haben, zuerst in Brisbane, dann in ganz Australien und zuletzt auch noch in Neuseeland und nicht eine einzige Bewerbung ist eingetroffen. Deshalb bat sie mir gleich eine Stelle als Gruppenleiterin an und erklaerte mir genau die Aufgaben. Ich lehnte dankend ab, und begruendete es damit, das mein Englisch dafuer einfach zu schlecht war. Im Grunde hatte ich aber auch nicht sonderlich viel Lust dazu, weil es einfach mit zuviel Papierkram verbunden ist. Jeden Tag muss die Gruppenleiterin notieren, welchen Kindern sie was neues gezeigt hat, welche Spiele und Lieder im Stuhlkreis Thema waren und ob es Besonderheiten gab. Diese Liste wird dann taeglich zur Abholzeit fuer alle Eltern rausgehaengt. Entdecken die Eltern dann den Namen ihres Kindes auf der Liste, koennen sie von der Erzieherin auch noch einen ausfuehrlichen Bericht darueber verlangen.
Sandy sagte mir dann ich koennte auch als Assistentin arbeiten, wuerde dann aber 2$ weniger die Stunde bekommen. Ich sagte zu und Sandy zeigte mir die Raemlichkeiten und stellte mich dem Personal vor.

Und dann kam meine Chance. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Eine Kollegin ist gerade im Urlaub. Eine weitere, die Montags normalerweise immer frei hat, sollte einspringen, aber hatte es offentsichtlich vergessen. Sandy drehte sich zu mir um und fragte nur kurz, koenntest du sofort anfangen? Wohl gemerkt hatte sie zu dem Zeitpunkt noch keinen Blick auf meine Unterlagen geworfen. Ich sagte zu und arbeitete gleich vier Stunden, ohne vorher einen Vertrag zu unterzeichnen, aber so laeuft das hier anscheinend.

In den darauffolgenen Tagen hatte ich dann einiges zu erledigen. Ich musste endlich ein Bankkonto eroeffnen. Ich brauchte Wechselkleidung, den in der Schule gibt es einen Dresscode (Marinefarbene Hose, weisses Oberteil ohne Aufdruck). Und ich musste mich durch verschiedene Papiere lesen wie z.B. das Konzept der Einrichtung, den Hygienevorschriften und Sicherheitsbestimmungen. Ausserdem musste ich eine "Blue Card" beantragen. Das ist eine Art polizeiliches Fuehrungszeugnis. Eigentlich sinnlos, denn in einer Woche hatte ich ja kaum die Moeglichkeit wirklich kriminell zu werden.

Ich arbeite jetzt "relief work", was bedeutet, dass ich kurzfristig einspringen muss, falls jemand krank wird oder aehnliches. Bezahlt werde ich jeden zweiten Donnerstag.

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