Ansturm in Perth

Ich sitze wieder im Zug. Nur noch eine Nacht bis Perth. Mal wieder eine schlaflose Nacht. Ich habe versucht mich im Aufenthaltswagon langzulegen. Liegen ist erlaubt, schlafen allerdings nicht, da half auch mein Buch zur Tarnung nicht viel. Ich wurde auf meinen Platz verwiesen.

Am nächsten Morgen tauschte ich dann auch die Adresse mit meiner Sitznachbarin aus und erfuhr so nach 35 Stunden auch endlich ihren Namen. Sie heißt Azure und hast es wenn ihr Freund sie Az nennt. Dafür habe ich volles Verständnis. Az klingt wie Ass und das bedeutet anders als Arsch. Welch Ironie wenn er dann sagt: "Ich lieb dich, Arsch"

Als der Zug in Perth einrollte, war der Ansturm riesig. Nicht aber etwa unbedingt nur von Verwandten. Am Bahnsteig türmten sich die Hostelbesitzer. Ich sagte glaube ich an die zehn Mal, nein danke ich habe ein Hostel gebucht. Von meinem Hostel war aber niemand da, der mich abholte. Deshalb griff ich zum Telefon, als mich wieder einer dieser nervigen Typen anquatschte. Mein Hostel lag nur 500m vom Bahnhof entfernt, allerdings vom Hauptbahnhof und ich stand am Ostbahnhof. Irgendwann gab ich auf. Hier waren Leute, die ein Zimmer 5$ billiger anboten und mich zudem gleich mitnahmen.

Das Hostel, in dem ich letztendlich landete war die totale absteige. Die Zimmer heruntergekommen, die Bäder dreckig und voller Keime und die Küche ebenso wiederlich. Zum Glück bleibe ich nur zwei Tage, bis ich nach Bunbury fahre. Und dann gibt es noch ein paar Haken. Zum einen wurde mir versichert, dass ich kostenlos das Internet nutzen könne. Stimmt, allerdings stehen die Computer nur für zwei Stunden zur Verfügung, wenn das Büro offen ist und jedem Bewohner nur für 15 Minuten, wenn man das Glück hat in die Stadt zu kommen. Frühstück inkl. Stimmt auch, kommt aber darauf an, was man unter Frühstück versteht. Die Hostelbesitzer stellten drei Pakete Sandwichtoast, ein riesiges Glas Marmelade, eine Kanne Tee und eine Kanne Kaffee zur Verfügung und das für etwa 50 Gäste.
Außerdem lag das Hostel nicht direkt in der Innenstadt und geklaut wurde auch noch. Kleidung von der Leine, Lebensmittel aus der Küche und andere Sachen aus den Zimmern. Aber wenn wir mal ehrlich sind ist es kein Wunder. Wer übernachtet denn schon in der billigsten Absteige von ganz Perth? Doch die, die sowieso Pleite sind und sich nichts leisten können.

Ich habe Perth nicht richtig genießen können. Lief ein wenig durch die Geschäfte, setzte mich mal ins Café oder ging einfach spazieren. Im stillen habe ich überlegt Susan unzurufen, ob ich nicht eher kommen könne, aber was sind schon zwei Nächte und außerdem hat sie meine Zugtickets schon bezahlt.

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