Nullabour Plain

Gemeint ist die Wüste Australiens, Tausende Quadratkilometer flaches Land dicht über dem Meeresspiegel. Ich blicke auf orangefarbene bis rote Erde, hier und da ein paar Sträucher, aber nichts besonderes. Ich esse mein halbes Baguette von Subway, was ich mir von gestern aufgehoben habe, nicht zu empfehlen sage ich euch. Die gesamte Soße ist ins Brot eingezogen und von Frische kann auch nicht mehr die Rede sein. Vielleicht war es auch einfach nicht kühl genug, obwohl die ganze Zeit die Klimaanlage läuft.

Ich versuche ein wenig zu schlafen. Als ich wieder wach bin hat sich draußen nicht viel verändert. Wir sind seit Cook bestimmt 200km gefahren haben die Grenze nach Westaustralien überschritten, aber die Landschaft sieht noch haargenau gleich aus. Mit etwas Glück entdeckt man vielleicht ein Kängeruh oder gar ein Dromedar, aber soviel Glück habe ich nicht. Wir fahren auf eine schnurgerade Strecke, der längsten der Welt übrigens. Hunderte von Kilometern einfach nur gerade aus. Mit meiner Sitznachbarin unterhalte ich mich über alles mögliche. Sie kommt aus England, wohnte wochenlang in einer WG in Sydney und hatte einen Mitbewohner der irgendwie auf sie Stand. Er ginge automatisch davon aus, dass sie auch was von ihm wolle und nur weil sie mal Sex mit ihm hatte. In Perth hole sie ihr Freund ab, der aber von der ganzen Geschichte keine Ahnung hat. Die armen Kerle denke ich mir nur. Ein bis zwei Stunden später kenne ich ihre ganze Lebensgeschichte so ziemlich von ihrer Kindheit bis zum heutigen Tag, aber eine Kleinigkeit scheint sie dabei vergessen zu haben. Ich kenne immer noch nicht ihren Namen und finde es auch etwas spät danach zu fragen, nachdem ich gut 15 Stunden neben ihr sitze und ihre sexuellen Vorlieben kenne. Ich pflüchte ihren Gesprächen und mache mich auf in den Aufenthaltswagen.

Rechts und links sind lange Bänke und hier und da stehen kleine Runde Tische davor. In der Ecke hängt ein Fernseher von der Decke, natürlich ausgeschaltet, aber wahrscheinlich laufen da eh nur Werbevideos. Ein Pärchen beklebt schon mal sein Photoalbum, das nenne ich effektive Nutzung der Urlaubszeit. Man kommt auf dem Heimischen Flughafen an und hat das Photoalbum bereits fertig im Handgepäck. Eine junge Frau ist gerade dabei Postkarten zu schreiben. Auch lustig ein Motiv von Sydney und später kommt noch ein Stempel von Perth darauf. Liegen ja auch nur ca. 4400km zwischen den Städte. Kleine Abteile gibt es auch. Eins ist total verraucht und in dem anderen sitze drei Japanerin kichernd vor einem Spiel. Na wenigstens die habe hier ihren Spass. Ich setze mich auf eine lange Bank und lese mein Buch. Im Stillen überlege ich hier nächste Nacht zu schlafen, denn hier könnte ich wenigstens mein Beine ausstrecken.

Abends setze ich mich in den Speisewagen. Vor den Fenstern tut sich langsam etwas. Es erscheinen mehr Büsche und sogar kleine Bäume. An meinem Tisch sitzt ein älteres Ehepaar. Sie sind auch auf dem Weg nach Bunbury, um ihre Tochter und Familie übers Wochenende zu besuchen. Sie finde diese Zugfahrt herrlich. Kein Wunder, für sie ist es ein rollendes Hotel, denn sie haben ja auch zu zweit ein Liegeabteil und müssen nicht wie ich zwei Nächte im Sitzen verbringen, aber ich halte lieber meinen Mund. Sie klären mich ein wenig über den Nullabour Plain auf, dessen Aussprache ich nun zum ersten Mal höre. Vor Millionen von Jahren war diese Ebene noch Ozean und die vielen weiß, leicht bläulichen Büsche seien Salzbüsche. Das Grundwasser und der Sandboden wären nämlich immer noch salzhaltig. In Cook hätte ich mal die Gelegenheit gehabt an einem zu lecken. Komisch irgendwie habe ich in Cook nicht das verlangen gehabt durch die Wüste zu stiefeln und an ein paar der Büschen rumzulecken, aber wem es Spass bringt sollst nur tun.

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