Cook

Morgens um 10, 11 oder wie auch immer erreichen wir Cook eine Geisterstadt in Südaustralien und Knotenpunkt für die Farmen im Outback. Wir haben zwei Stunden Aufenthalt, um die “Stadt“ zu erkunden, während Postpakete und Lebensmittel für die Farmen der weitläufigen Umgebung entladen werden. Es ist heiss, gefühlt ungefähr 35 Grad vielleicht heißer. Das Thermometer zeigt aber gute 48 Grad an und im Wetterbericht wurde gesagt 40 Grad im Schatten, so hieß es zumindest in der morgendlichen Durchsage des Zuges. Das sich das Ganze dann doch nicht ganz so heiß anfühlt, muss an der Trockenheit liegen.
Anfang der 90ziger lebten Cook noch viele Familien, Farmer und Geschäftsleute. Dann kam der Umbruch, viele zogen weg, Schule und Krankenstation wurde geschlossen die restlichen Kinder wurden eine zeitlang über Funk unterrichtet, die ärztliche Versorgung erfolgt nur noch durch die fliegenden Ärzte und heute ist die Einwohnerzahl auf gerade mal 4 Leute gesunken. Zwei Ehepaare, die Männer arbeiten bei der Eisenbahn im Schichtbetrieb, drei Tage im Dienst zwischen Cook und Perth bzw. Adelaide dann drei Tage frei. Die Frauen sind stolze Besitzer eines Souvenirladens, der eigentlich auch nur alle drei Tage für zwei Stunden geöffnet ist. Sie bestätigen das Temperaturen um die 50 Grad im Sommer, hier in der Wüste keine Seltenheit seien und Eis ließe sich immer am besten verkaufen.
Ich laufe durch die staubigen Straßen des Ortes. Viele leerstehende Häuser, ein altes Hemd auf einer Leine, das wohl vergessen wurde, aber wofür der Besitzer nicht extra Hunderte von Kilometern zurückfährt. Die Schule steht noch, aber die Räume haben weder Tische noch Stühle, aber dafür hängen noch alte Zeichnungen der Kinder an den Wänden. Die Spielgeräte sind angerostet und gammeln vor sich hin. Ein Hund sprintet durch die Gärten, die lange nicht mehr bewässert wurden. Eins ist klar, Hunde, Katzen, und Hühner gibt es hier mehr als Menschen und haben sich ihre Freiheit erkämpft. Man findet sie auf Strassen, in Häusern und fühlen sich genauso wohl wie die vier Millionen Fliegen in Cook.
Vor dem Zug positionieren sich die Reisenden für ein Photo. Und zum ersten Mal, so außerhalb der Großstadt und im Tageslicht erkennt man die volle Länge des Zuges. Ganze 708m, kein wundert das der Zug im Durchschnitt nur 110km/h fährt. Die meisten Touristen wollen nur ein Erinnerungsphoto, aber einige hoffen auch auf die Chance den Photowettbewerb zu gewinnen. Einmal im Jahr wird das skurrilste, eingesendete Photo mit 500$ belohnt. Viele breiten die Arme aus wie der Adler, der die Wagons schmückt und das Symbol des Indian Pacifics ist. Ich versuche auch mein Glück und hänge mich an die Lok, als ob ich mitgerissen wurde und lege mich auf die Scheinen unter die Lok, als ob ich gerade überfahren werde. Ob ich damit Erfolg haben werde?
Der Zug pfeift, alle steigen ein und freuen sich auf die über 1500km die noch vor uns liegen. Mir wird bei dem Gedanken bewusst, wie klein Deutschland eigentlich ist.

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